Vereinbarkeit von Familie und Beruf – jetzt!

Eine Orizon-Studie ergibt: Fördern statt verordnen führt am ehesten zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Aus Arbeitsmarktperspektive sind demographischer Wandel und wachsender Fachkräftemangel die großen Herausforderungen. Fragt man Arbeitnehmer in Deutschland, sehen knapp 85 Prozent die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf als wirksamste Gegenmaßnahme. An 2. Stelle setzen 79 Prozent auf die Re-Integration älterer Menschen.
Viel weniger erwarten die Befragten von einer gezielten Anwerbung ausländischer Fachkräfte. Lediglich 44 Prozent halten dies für effektiv. Der Subventionierung von Förder- und Beschäftigungsmaßnahmen von schwervermittelbaren Personen geben dagegen 57,5 Prozent gute Chancen. So die Ergebnisse der aktuellen Studie „Arbeitsmarkt 2013 – Perspektive der Arbeitnehmer“, initiiert durch das Personalunternehmen Orizon.
Gesetzliche Frauenquote geht an den realen Bedingungen des Arbeitsmarktes vorbei
Nach Angaben des statistischen Bundesamtes lag die Erwerbstätigkeit von Müttern im Jahr 2011 bei 67 Prozent. Fast die Hälfte aller berufstätigen Frauen sei nur teilzeitbeschäftigt. Dabei wünschten sich 7,7 Mio. dieser Arbeitnehmerinnen eine deutlich höhere Wochenarbeitszeit. Aber das ist nur möglich, wenn Unternehmen und Politik entsprechende Modelle für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie anbieten. Die politische Diskussion zur gesetzlichen Frauenquote wird jedoch auf die Spitzenpositionen in der deutschen Wirtschaft reduziert und wird damit dem Kern des Problems nicht gerecht. So gibt der Bund deutscher Arbeitgeber (BDA) zu bedenken, dass derartige Spitzenpositionen nur von Kandidatinnen ausgefüllt werden könnten, die im täglichen Berufsleben die Chance haben, umfangreiche berufliche Erfahrungen zu sammeln und sich zu bewähren. Was für viele Frauen aufgrund der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf nicht möglich sei.
Auf Seiten der Wirtschaft seien erste Maßnahmen erfolgreich umgesetzt, so gebe es inzwischen fast 600 Betriebskindergärten. „Zusätzlich ist es nötig, die Arbeitszeitmodelle zu flexibilisieren“, sagt Dr. Dieter Traub, Geschäftsführer von Orizon. „Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten wie Elternzeit gibt es einigen Spielraum für die Unternehmen, individuelle Konzepte umzusetzen, die sowohl den Bedürfnissen der Mitarbeiterin gerecht werden, als auch die Arbeitskraft für das Unternehmen sichern.“ Es sei jedoch auch Aufgabe der Politik, bestehende Hindernisse weiter zu reduzieren.
Großes Potential bei älteren Arbeitsuchenden
79 Prozent der Studienteilnehmer sehen an 2. Stelle zur Bekämpfung des Fachkräftemangels die Re-Integration älterer Arbeitsuchender. Dabei sollten sowohl für den Arbeitsuchenden als auch für Unternehmen Anreize geschaffen werden, denn das Potential dieser Gruppe ist groß: Über 970.000 Menschen der ca. drei Mio. Arbeitslosen (April 2013) sind über 50 Jahre alt. „Als Personalunternehmen machen wir mit älteren Mitarbeitern durchweg positive Erfahrungen“, so Traub. „Die vielfältigen Berufserfahrungen aber vor allem die ausgeprägten sozialen Kompetenzen spielen für die Wirtschaft eine große Rolle, so dass wir keine Schwierigkeiten haben, attraktive Arbeitsplätze für ältere Bewerber zu finden.“

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