Gestern, am 26. März, tagt der Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) zur „Aufklärung der Vernachlässigung der Kindeswohlsicherung im Fall Yagmur durch staatliche Stellen und Erarbeitung von Empfehlungen zur Verbesserung des Kinderschutzes in Hamburg“ zum zweiten Mal.
Dazu erklärt Sieglinde Friess, zuständige ver.di Fachbereichsleiterin Bund, Länder und Gemeinden:
„Wir und alle Beschäftigten des ASD sind tief erschüttert über den Tod der kleinen Yagmur. Wir sind aber auch betroffen von den Schuldzuweisungen gegenüber Einzelnen.
Kinderschutz benötigt viele Kompetenzen und Fähigkeiten, um Familien wieder in die Lage zu versetzen, die Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen. Es bedarf eines großen Engagements, um Gefährdungen abzuwenden und es ist eine personelle wie auch strukturelle Arbeitsgrundlage notwendig, die dies auch möglich macht.
Derzeit sind diese Grundbedingungen nicht erfüllt. So mussten die ASD-Beschäftigten in der Vergangenheit immer wieder darauf hinweisen, dass ihre Belastungsgrenze erreicht bzw. überschritten ist und sie ihre Arbeit nicht mehr bewältigen können. Sie verdeutlichten ständig die Notwendigkeit, den Kindern und Familien in Not ausreichend Zeit entgegen bringen zu müssen, aber dies ist nicht möglich.
Seit Jahren läuft dieses gefährliche Pingpong-Spiel und es legt den Verdacht nahe, dass die Politik immer nur dann reagiert, wenn etwas passiert ist. So gibt es dann z.B. mit wenig Konzept einige neue Stellen die auf Grund der Meldungen ein Tropfen auf den heißen Stein sind oder es gibt eine Task Force oder, wie ganz aktuell, eine Jugendhilfeinspektion. Darüber hinaus wurde ein Computersystem eingeführt, welches als Lösung angekündigt wurde, die Probleme aber eher verstärkt.
Statt alles konzeptionell auf den Prüfstand zu stellen, entsteht das Gefühl, dass es einfacher ist, nach ‚Schuldigen‘ zu suchen.
Wir bitten den PUA deshalb eindringlich, dass er nicht nur kurzfristige Lösungen sucht und einzelne zu den Schuldigen macht. Seine Aufgabe ist es, die politische Verantwortlichkeit in den Blickpunkt zu rücken, um langfristige Ergebnisse zu erzielen, die den Kinder in Not helfen und den Beschäftigten die Grundlage für ihre Arbeit schafft.“