Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat Sozialsenator Dietrich Wersich vorgeworfen, die Ausweitung der Kinderbetreuung in Hamburg auf Kosten der Bildungsqualität in den Kitas zu finanzieren. „Einen erheblichen Teil des Platzausbaus haben Sie erreicht, indem Sie die Gruppengröße in den Einrichtungen erhöht haben – das ist Ihre Standardabsenkung aus dem Jahre 2005 – ein Qualitäts-Minus, das andauert“, sagte die SPD-Familienpolitikerin Carola Veit in der Haushaltsdebatte der Bürgerschaft.
Wersich mache den gleichen Fehler wie seine Vorgängerin Schnieber-Jastram, weil er die Kinderbetreuung allein an der Zahl der betreuten Kinder bewerte und nicht an der Betreuungsqualität.
Sie forderte die Anwendung des KESS-Index aus der Schulpolitik auch in der Kinderbetreuung. „Das bedeutet: Wo Kinder zu Hause nicht optimal gefördert werden, wo die Sozialstrukturen schwach und die Familien der Bildung eher fern sind, werden zusätzliche Mittel für die Kinderbetreuung bereitgestellt.“ In den problematischen Stadtteilen sollte die Gruppenstärken auf 18 begrenzt werden, in Anlehnung an die Regelungen für die Grundschule.
Veit forderte, auch für die Vierjährigen bzw. für das vorletzte Jahr, das der Schulpflicht vorausgeht, die Kindertagesbetreuung in einer Kita oder bei einer Tagesmutter im Umfang von fünf Stunden an fünf Wochentagen inklusive Mittagessen beitragsfrei zu stellen. Weiter setze sich die SPD-Fraktion für die Abschaffung der Gebühr für das Mittagessen ein. Die Weiterbildung der Beschäftigten in den Kitas soll gestärkt werden.
Im Streit um die sogenannten U-Untersuchungen bedauerte Veit, dass es vier Jahre nach dem Tod der kleinen Jessica und drei Jahre nach dem einstimmigen Petitum des Sonderausschusses „Vernachlässigte Kinder“ in Hamburg auf absehbare Zeit keine verbindlichen Vorsorgeuntersuchungen für Kinder geben wird. „Ihre neue Ankündigung eines zweijährigen Modellversuchs – für einige Kinder – ist der dürftige Versuch, die Öffentlichkeit über weitere Nicht-Handeln in dieser Frage zu täuschen“, sagte die SPD-Abgeordnete. „Ganze zwei der neun Untersuchungen wollen sie jetzt modell-versuchsweise verbindlicher gestalten, und dann lieber noch mal evaluieren. Gleichzeitig streichen Sie die Pflichtuntersuchung der Kita-Kinder nach unserem Kinderbetreuungsgesetz – da kann ich nur mit dem Kopf schütteln.“