Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat den jetzt offiziell gestarteten Bau der U4 in die HafenCity als „millionenteures, finanz- und stadtentwicklungspolitisch falsches Prestigeprojekt“ bezeichnet. Unter dem Motto „Seid verschlungen, Millionen!“ hatte die GAL-Bürgerschaftsfraktion zum alternativen 1. Spatenstich eingeladen.
Jörg Lühmann, verkehrspolitischer Sprecher der GAL-Fraktion, warf symbolisch die durch das Bauprojekt verschwendeten 298 Millionen Euro Steuergelder in die „Baugrube“, um so auf die maßlose Vergeudung aufmerksam machen.
Lühmann: „Der Senat verbrennt Steuergelder, die für den Aufbau einer Stadtbahn in Hamburg bitter fehlen werden. Für das Geld, das nun für eine Kurzlinie mit zwei U-Bahnstationen aufgebracht werden soll, könnte Hamburg ein 42 Kilometer umfassendes Stadtbahnnetz aufbauen. Damit ließe sich nicht nur die Hafen City besser an die Stadt anbinden, auch Steilshoop/Bramfeld und Barmbek-Uhlenhorst würden endlich attraktive und leistungsfähige ÖPNV-Anschlüsse erhalten. Zudem würden das Uni-Viertel, Eppendorf, Lurup, Farmsen und Rahlstedt profitieren. Dieses Konzept wurde jedoch zu keiner Zeit ernsthaft vom Senat geprüft.“
Darüber hinaus verweist Lühmann auf weiterhin bestehende finanzielle Risiken: „Wir müssen davon ausgehen, dass die Kosten im Verlauf des Baus weiter steigen – schließlich wird die U-Bahn in schwierigsten Bodenverhältnissen gebaut. Schon in der Planungsphase gab es eine erste Kostenerhöhung von 255 auf 298 Millionen Euro. Diese stolzen 43 Millionen Euro müssen die Hamburgerinnen und Hamburger allein tragen.“
„Bürgermeister von Beust will die U-Bahn um jeden Preis und gegen alle vernünftigen Argumente“, sagte SPD-Verkehrsexpertin Karin Timmermann. Sie verwies auf die unsichere Finanzplanung des Großprojekts: „Es ist zu befürchten, dass Hamburg nicht mit den veranschlagten 300 Millionen Euro davon kommt. Angesichts der unklaren Finanzierung haben Bürgermeister und Finanzsenator einen ungedeckten Scheck unterschrieben.“ Nach wie vor ist fragwürdig, ob der Bund das Projekt mitfinanziert. Senator Freytags Behauptung, eine Ko-Finanzierung durch das Bundesbauministerium sei gesichert, bezeichnete auch Timmermann als „weiterhin nicht bewiesen“.
Der SPD-Stadtentwicklungsfachmann Jan Quast kritisierte, der Senat habe sich mit der Entscheidung für die U4 von der dringend notwendigen Anbindung von Steilshoop und Bramfeld verabschiedet. Hier zeige sich einmal mehr, dass der Senat zugunsten der HafenCity bereit ist, andere Stadtteile abzukoppeln. „Der Senat schafft es auch in der Verkehrspolitik, die Stadt auseinanderdriften zu lassen“, sagte Quast. „Eine oberirdische Streckenführung mit Blick auf den Hafen wäre billiger gewesen. Sie hätte dem Projekt darüber hinaus eine größere Attraktivität gegeben.“
Der damalige Stadtentwicklungssenator Freytag hatte bereits im vergangenen Sommer erklärt, der Bund habe eine Teilfinanzierung der U4 mit Bundesmitteln zugesagt. „Einen Beweis für diese Behauptung ist der Senator bislang schuldig geblieben“, sagte Timmermann. „Unabhängig davon, ob nur die Hamburger Steuerzahler für das Projekt aufkommen oder auch die Menschen in anderen Teilen Deutschlands mit ihren Steuergeldern die U 4 finanzieren: Das Projekt ist finanz- und stadtentwicklungspolitisch falsch.“
Ein echtes Reizthema für mich. Jedesmal wenn ich davon lese oder höre, kochen die Magensäfte bei mir hoch. Dabei kam es schon vor einem Jahr heraus: Klaus-Peter Hesse von der CDU gab zu, dass der Senat Dritten gegenüber in der Verpflichtung stehe. Das nenne ich „sich verkaufen“.
Es ist natürlich löblich, dass die Opposition sich nun gegen die U4 ausspricht – viel wichtiger ist, was man dagegen machen kann (sofern man noch etwas dagegen machen kann…)!
Die Bevölkerung wehrt sich nicht dagegen, keine Demo erreichte mein Ohr, dass öffentliche Interesse beschränkt sich scheinbar auf die Kritik der Opposition. Und dabei hätte ich mich bestimmt dran beteiligt, zu protestieren, dass meine Steuergelder nicht nur dem neuen Reichen-Viertel Hafencity zukommen, sondern Steilo, Bramfeld und Dulsberg endlich vollständig nahverkehrstechnisch erschlossen werden.
Doch hierzu fehlt noch die Lobby. Allerdings: wenn Beust so weitermacht, ist bald der Großteil in Hamburg ein sozialer Brennpunkt. Dann werden die Menschen allein auf Grund der Masse derer, die dort leben, auch wieder für die Politiker als „Stimmenvieh“ interessant… Olé!
Welche Gründe den Senat und die Hochbahn AG umtreiben, unbedingt eine unterirdische Lösung zu wollen, ist unklar.
Es wurden und werden immer wieder neue, unsachliche, den Bürger täuschende Gründe angeführt. I
Die behauptete Prüfung von 34 Alternativen hat es, so wie dargestellt, nie gegeben.
In einem Brief der Senatskanzlei an mich heißt es : Am 7. Jan. 2003 hat der Senat entschieden, daß die Hafencity mit einer unterirdischen U-Bahn erschlossen werden soll. Der 7. Jan 2003 ist aber genau das Datum, an dem die Hochbahn AG angeblich den Auftrag erhielt, ergebnisoffen die beste Erschließungsmöglichkeit zu untersuchen.
Als am 14.Dez.2004 das Ergebnis veröffentlicht wurde ( eine U-Bahn ) trug das Papier auf den Seiten 2-6 das Datum 11.11.2002. Zwei Monate, bevor der Untersuchungsauftrag erteilt wurde, lag das fertig geschriebene Ergebnis bereits fest.
Jemandem, der so dreist manipuliert, kann man natürlich kaum glauben, was auch immer er über eine Hochbahnlösung sagt.
Hinsichtlich der jetzt behaupteten angeblichen Notwendigkeit, die Station Rödingsmarkt umbauen zu müssen, folgender Gedanke : Wer steigt am Hauptbahnhof oder Rathausmarkt in die U-2, wenn er erneut am Rödingsmarkt umsteigen müsste, um in die U-4 zu kommen : niemand. Also braucht man dort auch keine neue Station, die U-4 könnte sogar durchfahren.
Im übrigen sieht die von mir vorgeschlagene Alternative mit einer Hochbahnerschließung einen Umsteigepunkt zur S-Bahn an den Elbbrücken vor.
Die bei der Sacklösung ( unterirdische U-4 ) befürchteten Kapazitätsengpässe entfallen, wenn die HafenCity von 2 Seiten erschlossen wird.
Noch interessanter sind die Kostenaspekte.
Die Kosten waren ausdrücklich nicht Teil des Planfeststellungsverfahrens.
Die Kosten werden mit 60 , jetzt 70 Mio € / km angegeben. Bei extrem schwierigem Untergrund.
Vergleichbare Projekte in Leipzig, Berlin oder Köln kosten aber über 180 Mio / km.
Wie das funktionieren soll, hat bislang niemand schlüssig erklärt.
Näheres ( auch ein Abdruck der manipulierten, später aus dem Internet entfernten Terminangaben ) unter http://www.hochbahn-hafencity.de.
Gerhard Bolten, Architekt BDA, Stadtplaner SRL
Kurz vor der Wahl haben sogar Hamburger Hochbahn und CDU erkannt, dass sie sich mit der U 4 verhoben haben. Hoffentlich hören die Parteien auch noch nach der Wahl auf die Bürger und nicht wieder ausschließlich auf die Beton- und Autolobbby.
Eine Stadtbahn statt Doppelgelenkbussen auf 50 m breiten Betonpisten für ganz Hamburg ist sinnvoll und finanzierbar, wenn man auf die U 4 als Voll U Bahn verzichtet und sie stattdessen zum Grundstock eines Stadtbahnnetzes macht. Sinnvoll wäre es sicher auf den weiteren Tunnelbau zu verzichten und von beiden Stationen in der Hafencity über Rampen die Oberfläche zu erreichen und dann oberirdisch weiterzufahren. Aber selbst ein Weiterbau zum Jungfernstieg läßt die Möglichkeit die U 4 mit niederflurigen Stadtbahnwagen zu betreiben. Man muß nur die beiden U 4 Bahnsteige absenken und die Stadtbahn stumpf enden lassen. Interessant ist, dass man zwar bei der SPD angeblich die Stadtbahn will, aber schon wieder ein Unterwanderer aus der Industrie die Ideen der eigenen Partei untergräbt. Clement läßt grüßen.