Die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und GAL lehnen die Einführung von Studiengebühren weiter ab. „Wir brauchen mehr Studierende, nicht weniger“, sagte die SPD-Hochschulexpertin Barbara Brüning am Mittwoch in der Bürgerschaft.
Im Gegensatz zum OECD-Durchschnitt von 51 Prozent nähmen in Deutschland nur 35 Prozent eines Altersjahrgangs ein Studium auf. „Angesichts dieser Zahlen sind Studiengebühren das falsche Signal. Denn sie schrecken junge Leute vom Studium ab.“ Brüning bezeichnete es als „hoffnungsvolles Zeichen“, dass die Gebühren-Politik von Wissenschaftssenator Dräger selbst in der CDU-Regierungsfraktion mittlerweile auf Widerstand stößt.
Studiengebühren seien nicht nur kontraproduktiv sondern auch unsozial. „Denn sie verletzen den Gleichheitsgrundsatz. Diejenigen Studierenden, deren Eltern die Gebühren im laufenden Semester bezahlen können, beginnen später ein schuldenfreies Berufsleben. Die anderen müssen Kredite aufnehmen und zusätzlich Zinsen zahlen. Wer also kein Geld hat, muss draufzahlen“, sagte Brüning.
Studiengebühren seien darüber hinaus familienfeindlich. Statistiken belegten, dass 40 Prozent der Akademikerinnen und Akademiker keine Kinder haben oder haben wollen. „Studiengebühren werden diesen negativen Trend noch verstärken“, befürchtet Brüning. Denn junge Leute seien gezwungen, nach dem Studium zuerst ihre Schulden zurückzuzahlen. „Da hilft dann auch kein Elterngeld aus Berlin. Da hilft nur eine kostenlose Uni.“
Kritisch ging Brüning mit dem „Ammenmärchen“ ins Gericht, nach dem „der Arbeiter dem Studenten das Studium bezahlt und dass Studiengebühren diese Schieflage ausgleichen“ würden. „Der Arbeiter bezahlt auch dem Senator das Gehalt und den Abgeordneten die Diäten – und zwar über Steuern. Und Hochschulabsolventinnen und -Absolventen bezahlen später höhere Steuern als andere. Und auch deshalb sind Studiengebühren nicht nur unsozial und familienfeindlich. Sie sind schlicht überflüssig.“
Die Gebühren-Politik von Wissenschaftssenator Dräger sei selbst in der CDU hoch umstritten. Das entsprechende Gesetz weise viele Defizite auf, dass es nicht gegen alle Vernunft durchgepeitscht werden sollte. „Ein Erststudium sollte in einem so reichen Bundesland wie Hamburg auch künftig kostenfrei bleiben“, schloss Brünig.