Steuerzahlerbund auf dem Holzweg

HOLZWEG.jpegIrgendwo zwischen Schlagermoove und Love-Parade sieht der Bund der Steuerzahler den jährlichen CSD-Umzug. Der Bund ist auf dem Holzweg, sagt Lutz Kretschmann-Johannsen, SPD-Fachsprecher für Lesben und Schwule, Homosexuelle werden auch heute noch kräftig diskriminiert und müssen öffentlich für ihre Rechte eintreten.

Lutz Kretschmann-Johannsen, SPD-Fachsprecher für Lesben und Schwule die Kritik des Bundes der Steuerzahler Hamburg am Christopher-Street-Day (CSD) zurückgewiesen. Der Bund der Steuerzahler hatte zuvor den politischen Charakter des CSD in Frage gestellt.

„Wenn der Bund der Steuerzahler die Prüfung des politischen Charakters von angemeldeten Demonstrationen einfordert, hat er Recht. Warum er sich dazu allerdings augerechnet den CSD herausgreift und in einen Zusammenhang mit Love Parade und G-Move stellt, ist nicht nachvollziehbar und schwer erträglich für jeden, der sich für die Gleichberechtigung Homosexueller einsetzt“, sagte Kretschmann-Johannsen.

Der Bund der Steuerzahler habe zunächst Verdächtigungen und Unterstellungen platziert, um dann eine Prüfung dieser Vorwürfe zu fordern. „Der Steuerzahlerbund traut sich offenbar den eigenen Aussagen nicht“, sagte der SPD-Abgeordnete. Die Unterstellung, der CSD sei eine „Spaßveranstaltung“ und keine politische Demonstration, könne nur machen, wer noch nicht am CSD teilgenommen hat.

„Ich lade den Bund der Steuerzahler ein, sich in einem Gespräch mit mir über den politischen Charakter zu informieren und nächstes Jahr an der Parade teilzunehmen“, sagte Kretschmann-Johannsen.

Der Steuerzahlerbund greife – bewusst oder unbewusst – auf die Ansicht von aktuellen oder ehemaligen CDU-Politikern in Hamburg zurück, die sich noch nie mit dem Grundkonzept des CSD identifizieren konnten: Kretschmann-Johannsen bezog sich dabei auf Äußerungen des damaligen CDU Justizsenators Roger Kusch, der behauptet hatte, AIDS sei eine Krankheit wie jede andere und der CSD eine Art Hafengeburtstag.

Der SPD-Abgeordnete wies gleichzeitig die Behauptung zurück, Homosexuelle seien mittlerweile gleichberechtigt. Er verwies auf eine Untersuchung der Münchener „Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“, nach der 80 Prozent der befragten jungen Lesben und Schwule diskriminierende Erfahrungen gemacht haben.

Nach Angaben der Bundesregierung hätten 69 Prozent der befragten Männer und 79 Prozent der befragten Frauen es im Laufe ihres Berufslebens aus Furcht vor Benachteiligungen für klüger gehalten, ihre Homosexualität zu verschweigen. Homosexuelle Jugendliche seien – so geht aus einer Studie des Berliner Senats hervor – heute einem viermal stärkeren Suizid-Risiko ausgesetzt als junge Heterosexuelle.

„Gerade in jüngster Zeit werden wieder verstärkt schwulenfeindliche Äußerungen – etwa von Rechtsextremen oder Islamisten – registriert. Wer vor diesem Hintergrund behauptet, es gebe keine Benachteiligung Homosexueller und keinen Anlass für eine politische Auseinandersetzung, ist auf dem Holzweg.“

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