Sternipark – Vehikel im Kampf um Kita-Kosten?

Ein mittelständisches Familienunternehmen gründet aus kleinen Anfängen 1992 innerhalb von 16 Jahren neun Betriebsstätten, nimmt darin eine wichtige öffentliche Aufgabe wahr und ist in all diesen Jahren nicht einmal mit Aufsichtsbehörden, dem Finanzamt oder Gewerkschaften in Konflikt geraten. Zudem sind 1.100 regelmäßig betreute Kunden offenkundig zufrieden. Und trotzdem wird derzeit gegen das Unternehmen gestänkert, was das Zeug hält. Warum zur Zeit in so einem Umfang gegen Sternipark e.V. und dessen Geschäftsführer-Familie polemisiert wird? Das lässt sich nur vermuten.

Einzig aus Sicht des Sozialsenators macht die Kampagne Sinn: Die Rahmenvertrags-Verhandlungen über die finanzielle Ausstattung der Hamburger Kitas steht bevor. Da kann es schon sehr hilfreich sein, im Vorfeld in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, die Kita-Betreiber lebten gewissermaßen in Saus und Braus. Gelungen, Herr Wersich – wie erwartet fällt die veröffentlichte Meinung darauf herein.

Aber was treibt die aktuellen Schlechtredner insbesondere aus Kreisen der Opposition um? Warum suchen ausgerechnet sie so intensiv nach Gründen, den Verein zu diskreditieren?

O.k., Vater Moysich und seine Lebensgefährtin waren Kommunisten. Jedenfalls vor 30 Jahren. Es ließe sich eine lange Liste von Hamburger RedakteurInnen, FotografInnen und heute angesehen Angehörigen anderer Berufsgruppen zusammenstellen, die damals ebenfalls einer der zahlreichen Facetten der kommunistischen Bewegung hinterherliefen. Wie sagte doch der verstorbene Ehrenvorsitzende der SPD, Willy Brandt, einst treffend: „Wer in der Jugend kein Kommunist war, wird nie ein anständiger Sozialdemokrat!“ Da müsste sich wohl mancher ernsthaft prüfen……

Einem alten SPIEGEL-Artikel ist zu entnehmen, dass die heutige stellvertretende Geschäftsführerin 1986 gegen das Atomkraftwerk Brokdorf demonstrierte. Aber erstens ist der Wunsch, die AKWs lieber früher als später vom Netz zu bringen, heute gesellschaftlicher Konsens (und sogar Gesetz), zweitens war besagte Geschäftsführerin damals sechs Jahre alt und demonstrierte an der Hand ihrer Mutter. Soll das ein Grund sein, den Verein heute abzulehnen?

Der Verein Sternipark e.V. hat seinen Ursprung im Kinderhaus in der Heinrichstraße. Das war die erste erfolgreiche Privatgründung eines Kindergartens, der sich eine andere Pädagogik auf die Fahnen geschrieben hatte (die heute übrigens längst ‚Mainstream‘ ist). Behörden und Politiker mühten sich über Jahre, die private Gründung zu verhindern – letztlich ohne Erfolg. Die Heinrichstraße wurde Vorbild für viele private, meistens von Eltern getragene Initiativen. Gibt’s daher noch alten Groll? Aber das war Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts…..

Inzwischen gibt es in Hamburg bekanntermaßen das Kita-Gutscheinsystem. Die SPD hat es gewollt, die CDU hat es eingeführt, der heutige Sternipark-Kritiker Böwer war einer der Befürworter. Kernaussage des Kita-Gutschein-Systems ist: Die Behörden kriegen eine bedarfsgerechte Versorgung nicht hin, also gibt es pro Kind einen bestimmten Betrag (in Form eines Gutscheins), und wo genügend Kita-Gutschein-Besitzer zusammenkommen, da wird der Markt dafür sorgen, dass eine Kita entsteht. Kitas da bauen, wo die Kinder sind – genau dies macht heute Sternipark e.V. – so what?

Bei den diversen Veröffentlichungen wird immer hervorgehoben, dass der Verein überall schöne Villen kaufe, um dort Kitas einzurichten. Erstens stimmt dies bei genauerer Betrachtung nicht – nicht alles sind schöne Villen. Aber selbst wenn: Spricht das nicht FÜR Sternipark statt gegen den Verein? Man muss sich an dieser Stelle die Finanzierung von Kita-Plätzen ansehen. Die ist nämlich für alle Anbieter gleich: 78 EUR pro Kind und Monat ist der Gebäudeanteil, der in den überall im Gutscheinsystem geltenden Sätzen angesetzt wird. Wäre es unter diesen Bedingungen etwa besser, die Kinder für 78 EUR in einer Nissenhütte unterzubringen statt in einer perfekt umgebauten Villa? Oder nimmt man dem Verein übel, dass er die Häuser kauft, statt sie zu mieten?

Oder ist es die Konstruktion, bei der eine juristische Person kauft und dann an eine andere vermietet, die hier Sorgen bereitet? Aber das ist doch gängige Praxis bei Vereinen, die dem Staat im Sozialbereich die Arbeit abnehmen. Eine Immobilienfinanzierung läuft über 20 und mehr Jahre, die staatlichen Zusagen aber nur über zwei, drei Jahre, wenn es überhaupt welche gibt (im Kitabereich gibt es keine; wenn es keine Nachfrage gibt, gibt es kein Geld). Da wäre es vermutlich mehr als fahrlässig, Grundschulden und Immobilieneigentum direkt an einen Dienstleistungsverein zu binden – wenn finanzierende Banken das überhaupt mitmachen würden.

Ach, und der Umbau: Da werde immer wieder derselbe Architekt beschäftigt. Erstens ist dies ein völlig normaler Vorgang, wenn man als Privatmensch oder als Firma mit seinem Architekten zufrieden ist, zweitens ist Heiner Limbrock sicher nicht jahrelang Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten gewesen (und heute, wegen der dort geltenden Amtszeit-Beschränkung, stellvertretender Vorsitzender), weil er in irgendwelche unschöne Mauscheleien verwickelt gewesen wäre.

Dann ist da noch der Rechtsanwalt des Vereins, der immer wieder gern bemüht wird, wenn es gilt, Sternipark am Zeug zu flicken: Kurt Groenewold. Dessen Familie hat ein großes Immobilienvermögen angesammelt, er selbst ist Teil einer Erbengemeinschaft mit angeblich 4.000 Wohnungen – das weckt Neid. Und in den 70ern, als junger Anwalt, verteidigte Groenewold Mandanten aus der RAF – das weckt Hass. Aber wiederum ist dies 30 Jahre her, und war nicht auch der letzte Alterspräsident des Deutschen Bundestages – Otto Schily – einst ein „RAF-Anwalt“?

Sternipark e.V. betreut nach eigenen Angaben 1.100 von 60.000 Kindern, die in Hamburg im Kita-Gutscheinsystem sind, und betreibt etwas mehr als ein Prozent der Hamburger Kitas. Ein Moloch? Das ist lächerlich!

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