SPD-Kandidaten: Für manche wird es eng


Während die Öffentlichkeit vor allem auf das Duell der möglichen SPD-Spitzenkandidaten schaut, plagen viele SPD-Politiker derzeit ganz andere Sorgen: Das neue Wahlrecht zwingt zu schwierigen Überlegungen und bringt merkwürdige Allianzen hervor.

Die Rahmenbedingungen sind eigentlich klar: 71 der 121 Bürgerschaftssitze werden über Direktmandate in den Wahlkreisen vergeben, 50 über die Landeslisten der Parteien. Für beide großen Parteien dürfte dabei gelten: Zwischen 30 und 40 Sitzen holen die Wahlkreis-Kandidaten. Und damit wird es dann bei den verbleibenden Listenkandidaten mehr als eng.

Bei der SPD wurden inzwischen verschiedene alte Wahlergebnisse auf das neue Wahlrecht umgerechnet. Ergebnis: Im Jahr 2004 wären 16, 2001 und 1997 nur 15 der Bürgerschaftsmandate über die Landesliste vergeben worden. Und wenn das Gesamtergebnis 2008 für die Sozialdemokraten besser würde, könnte es noch ein Listenplatz weniger werden – dafür aber mehr Direktmandate in den Wahlkreisen.

Festgelegt ist, dass die ersten vier Listenplätze vom Landesvorstand vergeben werden, die weiteren – bis Platz 19 – verteilen sich nach einem komplizierten Schlüssel aus Mitglieder- und Wählerzahl auf die sieben Parteikreise.

Weitere Nebenbedingung im komplizierten System: Die Plätze sind abwechselnd an Frauen und Männer zu verteilen. Die Entschedung, wer auf Platz 1 kandidiert, legt also automatisch eine Reihe von weiteren Bedingungen fest.

Mit Petersen auf Platz 1 könnte Parlaments-Vizepräsidentin Bärbel Duden Platz 2 beanspruchen, Fraktionschef Michael Neumann müsste auf Platz 3 rutschen. Platz 4, im bisherigen System traditionell der Platz für den jeweiligen Hamburger DGB-Vorsitzenden, müsste an eine Frau gehen. Erzählt wird, Petersen habe diesen Platz AfA-Vertreterin Renate Kleinfeld versprochen. Auf Platz 5 käme der Vorsitzende des größten Kreises Wandsbek, Karl Schwinke, und so weiter. Gewerkschafts-Chef Erhard Pumm viele dabei aus der Liste heraus: Der nächstmögliche Platz, den der Landesvorstand anzubieten hat, ist erst Platz 20.

Mit Stapelfeldt auf Platz 1 wäre Fraktionschef Neumann auf Platz 2, Bärbel Duden auf 3 und
DGB-Chef Pumm auf Platz 4. Wandsbek müsste die Kreisliste dann mit einer Frau eröffnen, Schwinke könnte erst den zweiten Wandsbeker Platz (12) belegen, und Renate Kleinfeld wäre ganz draußen.

Ein Schelm, wer denkt, dies könne das Stimmverhalten der Beteiligten beeinflussen. Ach ja, und eine weitere Pikanterie gibt es am Rande: Für den unterlegenen Spitzenkandidaten ist der Wiedereinzug ins Rathaus keineswegs sicher. Weder für Petersen noch für Stapelfeldt ist bisher klar, ob sie in einem Wahlkreis als Direktkandidat nominiert werden.
71 wahlkreise
50 liste
41 spd

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