SPD fordert Kurswechsel in der Ausbildungspolitik

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat den Senat zu einer Korrektur seiner Ausbildungspolitik aufgefordert. Hintergrund ist die Vertragsverlängerung über den so genannten Ausbildungskonsens.

„Der Senat redet sich die Lage schön“, sagte die für betriebliche Ausbildung verantwortliche SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Britta Ernst am Donnerstag. Er habe bei der Ausbildungsförderung massiv gestrichen. Das räche sich jetzt. „Ein einmaliges Paket aus 1000 Ausbildungsplätzen reicht nicht. Wir brauchen über einen längeren Zeitraum energische Hilfe, um die Zahl der Ausbildungsplatz-Suchenden spürbar zu verringern. Hier fehlt dem Senat Einsicht oder Willen – oder sogar beides.“

In Hamburg gebe es rund 10.000 Jugendliche, denen in den letzten Jahren der Übergang von der Schule in die Ausbildung nicht gelungen ist. Über die Hälfte aller bei der Bundesanstalt für Arbeit gemeldeten Ausbildungsplatzsuchenden seien so genannte „Altbewerber“. Das Durchschnittsalter beim Beginn einer Ausbildung liegt bei über 20 Jahren. „Diese große Gruppe junger Menschen ohne Perspektive zwingt zu einer Neuorientierung der Politik bei Fragen der Ausbildung.“

Seit mehreren Jahren baue sich ein Strukturproblem am Ausbildungsmarkt auf, sagte Ernst. Es gebe eine immer größer werdende Gruppe schwächerer Schulabgänger, die auch nach Warteschleifen ohne Berufsabschluss bleiben. Diese jungen Leute haben nur geringe Chancen, irgendwann ihr eigenes Leben führen zu können. Der nicht zu leugnende Verdrängungsprozess durch Jugendliche aus dem Umland, steigende Erwartungen der ausbildenden Betriebe auch mit Blick auf den Schulabschluss, verschärfe die Situation weiter. „Senat und CDU leugnen dieses Problem“, kritisierte Ernst. Noch in der letzen Bürgerschaftssitzung habe die CDU die Position vertreten, jeder Jugendliche, der wirklich wolle, bekäme auch einen Ausbildungsplatz.

Statt umzusteuern, verteile der Senat jetzt „ein Trostpflaster nach dem anderen“. Das könne aber das Strukturproblem nicht lösen: „Jedes Jahr verlassen 1700 Jugendliche die Hamburger Schulen ohne Abschluss. Mit denen haben auch diejenigen kaum eine Chance, die sich mit einem Hauptschulabschluss bewerben.“

Es dürfe nicht länger geleugnet werden, dass sich die Rahmenbedingungen der betrieblichen Ausbildung in den vergangenen 30 Jahren elementar geändert haben. „Damals standen Jugendlichen mit Hauptschulabschluss über 300 Ausbildungsberufe offen. Heute gibt es keine 30 Ausbildungsberufe mehr, denen ein Hauptschulabschluss als Anforderung genügt“, sagte Ernst. Es gebe in Hamburg „jede Menge Jugendlicher mit Haupt- und Realschulabschluss, die ohne Ausbildungsplatz bleiben, weil sie sich in der Konkurrenz mit den Abiturienten und Bewerbern aus dem Umland nicht durchsetzen können“.

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