Sonntag ist nicht alle Tage

Die Adventszeit ist für den Handel die umsatzstärkste Zeit, und wieder melden sich Stimmen, die den Konsum ausweiten und die Umsatzzahlen noch weiter nach oben schieben wollen. Gewerkschaft und Kirchen sagen Nein zu einer Ausweitung der Sonntagsöffnungen in Hamburg.

Einzeölhandel oder FDP werden nicht müde, gegen die in Hamburg getroffene Regelung zur Sonntagsöffnung anzugehen – mit der Begründung, im Interesse der Kunden mehr entspannte Shoppingzeiten am Sonntag zu schaffen – und Einkaufstourismus nach Berlin zu unterbinden.

Für die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Hamburg ist dies Augenwischerei. „Hier geht es doch nur darum, sich gegenseitig die Umsätze abzugraben“, sagt der in Hamburg für den Handel zuständige Fachbereichsleiter Arno Peukes.

„Verlängerte Öffnungszeiten führen nicht automatisch dazu, dass die Menschen mehr Geld ausgeben. Gewinner werden die großen Ketten und Einkaufszentren sein, Verlierer sind der inhabergeführte Einzelhandel und natürlich die Beschäftigten im Handel, die bereits von Montag bis Samstag mit Öffnungszeiten leben, die noch nie länger waren“, so Peukes.

Heike Riemann, Referentin beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) der evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland, ergänzt: „Wir brauchen den freien Sonntag, ob als Einzelperson, als Familie oder als Gesellschaft. Wir brauchen ihn als ‚Pause vom Geschäft‘, zum Ausruhen, Genießen, Freunde und Verwandte treffen, nachdenken oder ganz einfach ‚nichts tun‘. Und wir brauchen ihn als gemeinsam verbrachte freie Zeit, denn nur so ist die Pflege der sozialen Kontakte auch wirklich möglich. Letztendlich berauben wir mit weiteren verkaufsoffenen Sonntagen nicht nur die Beschäftigten im Einzelhandel und ihre Familien, sondern uns alle um ein Stück Lebensqualität.“

In Hamburg gibt es den Konsens von vier verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr, getroffen von Senat, Gewerkschaften, Kirchen und dem Einzelhandel. „Der HDE und die jetzige Hamburger Regierung sind gut beraten, an diesem Konsens festzuhalten“, sagt Peukes.

Ladenöffnungen an Adventssonntagen sind in dieser Regelung ausdrücklich ausgeschlossen. „Und das ist richtig“, sagt Heike Riemann. „Advent ist mehr als ein ‚Shoppen für Geschenke‘. Auch Beschäftigte im Einzelhandel, die ja in der Adventszeit schon besonders gefordert sind, und ihre Angehörigen haben ein Recht auf besinnliche Adventssonntage.“

Arbeit im Einzelhandel wird mittlerweile geprägt von immer weiter fortschreitender Flexibilisierung, Teilzeitverträgen, schlechten Einkommensbedingungen und prekären Arbeitsverhältnissen.

„Wir werden nicht zu lassen, dass mit noch mehr verkaufsoffenen Sonntagen die Kolleginnen und Kollegen im Handel immer wieder zum Spielball von Geschäfts- und Parteiinteressen werden. Gemeinsam mit dem KDA sagen wir nein zur Ausweitung der Sonntagsöffnung“, so Peukes.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.