Wenn die Realisierung wirklich klappt, hätten von Beust und sein schwarzgrüner Senat wirklich ein positives Denkmal seiner für Hamburg so teuren Regierungsarbeit hinterlassen: Heute beschloss Hamburgs Regierung den Autobahndeckel über die A 7. Die schwerste städtebauliche Wunde, die Hamburgs Westen in den vergangenen Jahrzehnten geschlagen wurde, würde damit vermutlich bestmöglich geheilt.
Der Bund ist bereit, die Kosten für etwa 1700 Meter des „Deckels“ zu übernehmen. Das geht auf jahrelange Bemühungen unter anderem des ehemaligen Bausenators Eugen Wagner (SPD) und des örtlichen Bundestagsabgeordneten und heutigen Bundesarbeitsministers Olaf Scholz zurück. Bausenatorin Anja Hajduk (GAL) kann (nicht ohne berechtigten Stolz) darauf verweisen, dass Hamburgs Senat diesen Lärmschutzdeckel jetzt mehr als verdoppeln will.
Ausgefeilte Planungen gibt es noch nicht, wohl aber eine fundierte Kostenschätzung. Danach wird das Bauwerk neben einem Anteil des Bundes in Höhe von 250 Millionen Euro weitere 167 Millionen Euro kosten. 126 Millionen davon sollen durch Verkauf und Bebauung von Flächen an der Autobahn in Altona und Eimsbüttel sowie die Bebauung der Trabrennbahn Bahrenfeld aufgebracht werden. Die restlichen 41 Millionen Euro sollen aus den Haushalten der Hansestadt aufgebracht werden.
Insgesamt soll es zwischen Elbtunnel und Schnelsen drei überbaute Abschnitte geben. Finanzierbar wird das Bauwerk, auf dessen Deckel Grünflächen, Sportstätten und Parks entstehen sollen, unter anderem durch die Verlagerung von 565 Kleingärten. Auf den dadurch frei werdenden Flächen sollen 1950 Wohnungen entstehen. Dagegen gibt es aus Sicht der betroffenen Kleingärtner massiven Protest – in Jahrzehnten entstandene gewachsene Gartenkulturen können nicht ohne Qualitätsverlust einfach verlagert werden.
Andererseits: Auch frühere Senate haben sich zu ähnlich gravierenden Schritten entschlossen. Als zum Beispiel der neue Stadtteil Steilshoop mit seinen 8.600 Wohnungen Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts errichtet wurde, mussten ebenfalls hunderte von Kleingärten verlagert werden. Sie sind vor allem in Tatenberg und Spadenland neu entstanden – und inzwischen längst zu organischen, gut funktionierenden Kolonien zusammengewachsen.
Berechtigt dieses Mal wohl der Jubel der GAL: „Die GAL-Bürgerschaftsfraktion begrüßt die Grundsatzentscheidung des Senats für einen Deckel über der A7“, sagt Martina Gregersen, verkehrspolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion, am Dienstag. „Für Zehntausende von Menschen wird sich die Lebensqualität durch die drastische Verringerung von Lärm und Emissionen deutlich verbessern.“
Horst Becker, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der GAL-Fraktion, fügte hinzu: „Hamburg kann nun die Wunde im Stadtbild heilen, die durch den Autobahnbau in den siebziger Jahren gerissen wurde. Die Stadt bekommt zusätzlich hochwertige und voll erschlossene Flächen für bis zu 2000 neue Wohnungen und eine durchgängige Grünachse vom Volkspark bis fast hinunter zur Elbe.“