Schule für alle – wer will sie verhindern?

Es hat für manche SchulpolitikerIn an den Grundfesten gerüttelt: Ausgerechnet die gern als eher konservativ eingeschätzte Hamburger Elternkammer hat mittels Befragung festgestellt, dass Hamburgs Grundschuleltern das mehrgliedrige Schulsystem ablehnen und lieber eine gemeinsame weiterführende Schule wollen. Von denen, die sich sonst stets auf den vermeintlichen Elternwillen berufen, wurde die Befragung sofort als „unseriös“ abgetan. Im Infobrief der GAL-Bürgerschaftsfraktion kommentiert Christa Goetsch.

Kommentar von Christa Goetsch
zu den Ergebnissen der Umfrage zur zukünftigen Schulstruktur

58 % der befragten Grundschuleltern wünschen sie für ihre Kinder eine Schule für alle. Ich freue mich über diesen Trend. Das ist eine Rückenstärkung für unser Konzept 9 macht klug. Auffällig ist, dass es sofort eine ganze Reihe von Vorwürfen gegen das überraschen eindeutige Votum gibt:
1. Die Umfrage sei nicht repräsentativ. Dazu der stellvertretende Vorsitzende der Elterkammer Vogeler in der Mopo: „Es war nicht unser Ziel, die Meinung aller Eltern abzubilden“. Die Elternkammer hatte sich die Grundschulen als Befragungsort ausgewählt, da nur hier die Eltern vor der Schulwahl stehen. Interessanterweise wird in der Trend- und Meinungsforschung genau so vorgegangen: Man fragt die, die in ihren jeweiligen gesellschaftlichen Gruppen Meinungsführer sind. Und genau die wurden gefragt: Die Eltern, über deren Engagement sich alle – vom Lehrer bis zur Senatorin – am meisten freuen, weil sie das Schulleben vor Ort aktiv und entscheidend mit gestalten. Wir fragen uns, mit welchen anderen als mit diesen Müttern und Vätern Schule in Hamburg in Zukunft entwickelt werden kann?

2. Die Elternkammer habe die Umfrage mit einer „bestimmten Zielsetzung“ durchgeführt – sprich von vorneherein so angelegt, dass ein bestimmtes Ergebnis dabei heraus kommt. Dieser Vorwurf ist einfach nur dreist – unterstellt es doch der gesamten Elternkammer sie würde (aus welchem Motiv heraus?) eine Befragung in eine bestimmte Richtung manipulieren. Solche Verschwörungsargumentationen kannte man bisher aus der BBS nur gegenüber der GEW.

3. Einfach nur peinlich ist schließlich die Einschätzung der Bildungsbehörde, mit 43% Zustimmung hätte das Zwei-Säulen-Modell der CDU „fast gleichstark abgeschnitten“ wie die Schule für alle mit 58% Zustimmung. Da hat die BBS ein mal mehr ihre Rechenschwächen öffentlich gemacht.

Unterm Strich: Wir freuen uns darüber, dass sich die Eltern einmischen. Für uns zeigt der Trend bei den Grundschuleltern, dass immer mehr Mütter und Väter sich wünschen, dass ihre Kinder in Zukunft länger gemeinsam lernen und nicht mehr mit zehn Jahren nach der vierten Klasse sortiert werden. Die Idee einer Schule für alle bricht sich Bahn.

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