Schulabbrecher: Weihnachtsmärchen mit Dinges-Dierig

„Die frohe Botschaft hören wir gern. Aber erst einmal muss man sich die Zahlen genauer ansehen“, kommentiert der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft / GEW Hamburg, Klaus Bullan, die aktuellen Äußerungen der Bildungssenatorin Dinges-Dierig. Diese hatte bekannt gegeben, dass die Hamburger Betriebe etwa 900 Ausbildungsverträge mehr abgeschlossen hätten als im Vorjahr Zudem sei die Schulabbrecherquote seit 2006 von 11,5
% auf 10,3 % gesunken. Eine Prüfung zeigt: Pures Weihnachtsmärchen!

Bullan: „Wir würden uns freuen, wenn die Hamburger Betriebe ausbildungsfreudiger werden würden. Allerdings hat sich die Bildungssenatorin die Zahlen schön zurechtgebogen.“
Nur jeder zweite der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge gehe an Jugendliche aus Hamburg. Von den lt. Bundesinstitut für Berufsbildung bis Ende September 2007 etwa 14.200 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen haben nur etwa 8.000 Hamburger Jugendliche einen dieser Ausbildungsverträge erhalten. Gut 2.000 Jugendliche haben einen Platz in einer
vollqualifizierenden Berufsfachschule bekommen, in der man auch einen Ausbildungsabschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf machen kann.

Insgesamt kann man also von einem Angebot von gut 10.000 Ausbildungsplätzen ausgehen (und für Abiturienten gab es an der Uni Hamburg zum Wintersemester 2007 für 22.000 Studienplatzbewerber nur 4.656 Plätze Quelle: Hamburger Abendblatt vom 14.8.07).

Real sind rund 30.000 Absolventinnen und Absolventen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Denn zu den 16.414 AbsolventInnen der allgemein bildenden Schulen sind zusätzlich rund 15.000 der beruflichen Schulen zu zählen (5.000 aus dem Berufsvorbereitungsjahr, 5.000 BerufsfachschülerInnen, 1.000 FachoberschülerInnen, 1.000 aus den Wirtschafts- und technischen Gymnasien sowie 3.000 mit vorzeitiger Lösung des Ausbildungsvertrages). Dies deckt sich mit der Zahl von über 30.000 Ratsuchenden für Ausbildungsplätze bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Hamburg.

Klaus Bullan: „Durch doppelte Abiturientenjahrgänge wird sich diese Situation drastisch verschlechtern. Von vorbeugenden Maßnahmen ist allerdings weit und breit nichts zu sehen.“

Doppelte Abiturientenjahrgänge wird es in Mecklenburg-Vorpommern 2008, in Hamburg 2010, Niedersachsen 2011 sowie in Schleswig-Holstein 2016 geben.

Zum Rückgang der Schulabbrecherquote gibt der GEW-Vorsitzende zu Bedenken, dass zurzeit kein belastbares Urteil möglich sei. „Offenbar ist es dem Senat nicht genehm, dass die HamburgerInnen sich ihr eigenes Bild machen. Warum sonst macht er seine Erkenntnisse nicht transparent?“ Angeblich sollen weit weniger ausländische Mädchen als früher die Schule abbrechen, bei deutschen Jungen sei die Abbrecherquote allerdings nur geringfügig zurück gegangen.

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