Scholz eröffnet Ruhrfestspiele

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz hat gestern in Recklinghausen die 70. Ruhrfestspiele eröffnet und sich in das Goldene Buch der Stadt Recklinghausen eingetragen. Scholz wohnte der Eröffnungspremiere der Ruhrfestspiele „Der Diener zweier Herren“ bei und traf im Ruhrfestspielhaus auf Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

In seinem Grußwort ging Scholz auf die historische Entstehungsgeschichte dieser ganz besonderen Partnerschaft ein und berichtete davon, wie mitten im kalten Nachkriegswinter ein paar „Theaterverrückte“ aus Hamburg ins Ruhrgebiet fuhren, trotz Strafandrohung sämtliche Kontrollen der Besatzungsmächte umgingen und um Kohle für ihre frierenden Schauspieler und Zuschauer baten und sie bekamen. „Das ist eine starke Story. Mit hungrigen und großherzigen Helden auf beiden Seiten, dem Beginn einer wunderbaren Freundschaft und einem guten Ende,“ sagte der Bürgermeister. „Das gute Ende besteht aus heutiger Sicht vor allem darin, dass die Geschichte bislang kein Ende hat, dass sie eben nicht mit dem Schließen der Zechen als Kumpel-und-Kunst-Folklore in einem Museum verschwand, sondern an diesem Abend das 70. Kapitel fortgeschrieben wird. Die Zeiten sind andere, aber die Idee des Anfangs lebt fort,“ führte Scholz weiter aus.

„Sechs Wochen Ruhrfestspiele liegen vor uns. Ich freue mich sehr, dass so viele Theater zu Gast sind und wir die Tradition, die im Winter 1946 ihren Anfang nahm, fortführen,“ sagte Scholz. „´Eine andere, eine neue Art der Festspiele` hat der Hamburger Bürgermeister Max Brauer sich in jenem legendären Nachkriegsjahr gewünscht, und eben kein „Salzburg des kleinen Mannes“, als welches die Festspiele immer wieder missverstanden wurden. Wer sich das 70. Programm der Ruhrfestspiele anschaut, stellt fest: Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Das sollten wir gemeinsam feiern,“ würdigte Scholz das umfangreiche Programm der Festspiele.

Hintergrund

Die Hamburger Theater standen während des Winters 1946/47 kurz vor der Schließung, da ihnen Kohlen für die Beheizung und den Betrieb fehlten. Einige Hamburger Theatermacher fuhren daraufhin in das Ruhrgebiet, um auf den Kohlezechen um Hilfe zu bitten. Unter Umgehung der Kontrollen durch die Besatzungsmächte, halfen die Bergarbeiter den Hamburgern und luden die Wagen mit Kohle voll. Diese illegale Aktion wurde bis zur Entdeckung mehrfach wiederholt. Zum Dank für die Kohlehilfen gastierten im Sommer 1947 rund 150 Schauspielerinnen und Schauspieler der drei Hamburger Staatsbühnen unter dem Motto „Kunst gegen Kohle“ in Recklinghausen und gaben über mehrere Tage Vorstellungen. Die Erlöse der Eintrittskarten gingen an die Unterstützungskasse für Berginvalide.

Im Rahmen des diesjährigen Programms sind das Deutsche Schauspielhaus, das Thalia Theater, das St. Pauli Theater und die Kammerspiele in Recklinghausen zu Gast. Damit ist ein Teil der Hamburger Theater vertreten, die 1947 mit ihrem Besuch die Festspiele begründeten.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.