Es gibt immer mehr Opfer, aber immer weniger Menschenhändler landen hinter Gittern: Am Montag veröffentlichte die EU-Kommission Zahlen, den den Handlungsbedarf beim Kampf gegen Menschenhandel belegen. Auch Deutschland hat die Rechtsvorschriften nicht umgesetzt.
Die EU-Kommisssion hat die Daten veröffentlicht und kommentiert:
Bisher haben nur sechs von 27 EU-Mitgliedstaaten entsprechende Rechtsvorschriften umgesetzt. Auch Deutschland hat die Frist für die Umsetzung am 6. April nicht eingehalten. Dabei sank laut jüngstem Bericht in Deutschland die Zahl der verurteilten Menschenhändler zwischen 2008 und 2010 um 15 Prozent von 155 auf 131. EU-weit nahm die Zahl der Verurteilungen wegen Menschenhandels um fast 200 Personen ab, von 1.534 im Jahre 2008 auf 1.339 im Jahre 2010. Die Zahl der ermittelten und mutmaßlichen Opfer in der EU ist jedoch von 6.309 im Jahre 2008 auf 9.528 im Jahre 2010 angestiegen. In Deutschland waren es 2010 650 Opfer.
„Es ist schwer vorstellbar, dass in unseren freien und demokratischen Ländern zehntausenden Menschen die Freiheit entzogen wird, sie ausgenutzt werden und für Profit gehandelt werden wie Waren“, erklärte EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström. „Aber das ist die traurige Wahrheit. Ich bin sehr enttäuscht, dass trotz dieser alarmierenden Tendenzen nur wenige Länder die Vorschriften gegen den Menschenhandel bisher umgesetzt haben. Ich fordere die, die das bisher nicht getan haben, auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen.“
Vier Fünftel der Opfer von Menschenhandel sind Mädchen und Frauen. Die Mehrheit der Opfer (62 Prozent) wird sexuell ausgebeutet, ein Viertel zur Arbeit gezwungen. Die neue Richtlinie zur Bekämpfung von Menschenhandel sieht Maßnahmen auf den verschiedensten Gebieten vor, unter anderem im Bereich des materiellen Strafrechts, der strafrechtlichen Verfolgung der Täter, der Unterstützung der Opfer und ihrer Rechte im Strafverfahren sowie im Bereich Prävention.