Alle Vorurteile werden bestens bedient: Kommerzielle Fress- und Sauf-Veranstaltungen wie das Stuttgarter Weindorf oder der Weihnachtsmarkt finden in schön regelmäßiger Eintönigkeit alle Jahre wieder statt, für Nicht-Kommerzielles ist nach zwei Wiederholungen Feierabend: Das Freiluftkino auf dem Rathausmarkt fällt aus.
Der Platz könnte zum „Jahrmarktort“ verkommen, fürchtet die Senatskanzlei. Und die Entgegnung, damit passe der Platz vor doch bestens zum Geschehen im Rathaus lässt man nicht gelten: Ganze vier Monate im Jahr soll der Platz „bespielt“ werden dürfen. Vier Monate – na ja, könnte man meinen, gäbe es da nicht zeitraubende Randbedingungen: Der Weihnachtsmarkt, das Stuttgarter Weindorf und das German Masters Beach-Volleyball-Turnier sind gesetzt. Und um die verbleibende Zeit drängelt sich der Rest.
Jetzt trifft es den Veranstalter des nichtkommerziellen Freiluftkinos, die Kinemathek Hamburg e. V., und alle seine Zuschauer – in den vergangenen 22 Jahren waren es Millionen. Kinemathek HH e.V. hatte den Nutzungsantrag schon im vergangenen Jahr gestellt. Am 22. Mai sollte das Programm beginnen, Programme und Plakate waren gedruckt, Verträge für die Miete des teuren Equipments sind unterschrieben. Alles für die Katz? Der Veranstalter hat Widerspruch eingelegt, erwägt eine Klage.
Die Situation scheint verfahren. Obwohl die Lösung doch auf der Hand läge: Der Bürgermeister muss eingreifen und ein Machtwort sprechen. Schließlich liebt er doch Großes Kino.
Wir haben das Kino, das Rockspektakel und „Hambrg verwöhnt“ im Hauptausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte genehmigt. Die Senatskanzlei hat alle Veranstaltungen wieder kassiert. Auf der Druck der Handelskammer hat sie nun „Hamburg verwöhnt“ letztmalig genehmigt.
Ich glaube, der Bürgerschaftspräsident will nur Ruhe vor seiner Tür und deshalb versucht er möglichst viele Veranstaltungen auf dem Rathausmarkt zu verhindern. Aber das Rathaus ist kein Altersheim und der Rathausmarkt verträgt es gut, wenn dort das pralle Leben stattfindet.