SPD-Schulexperte Ties Rabe hat nachgerechnet und festgestellt, dass es wieder zu wenige Lehramts-Referendare in Hamburg gibt. Nach seiner Meinung bildet die Schulbehörde nicht einmal zwei Drittel des Bedarfs aus.
Dies ist Rabes Rechnung:
Die zum 1. November 2009 von der Schulbehörde eingestellten 279 Referendare für das Lehramt an den Hamburger Schulen reichen nicht aus, um den Lehrerbedarf an den Hamburger Schulen zu decken. Darauf hat jetzt der schulpolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion Ties Rabe hingewiesen. Rabe: „Seit Jahren bildet die Schulbehörde deutlich weniger Lehrer aus, als an den Hamburger Schulen pensioniert werden. Dieser Mangel verstärkt sich von Jahr zu Jahr.“
Zurzeit würden in Hamburg jährlich gut 500 Lehrer ausgebildet. Pro Jahr müssten aber rund 700 Lehrer ersetzt werden. „In wenigen Jahren steigt der Bedarf auf rund 1000. Hier muss der Senat endlich umsteuern“, forderte der SPD-Schulexperte. Bisher mogele sich Hamburg um seine Ausbildungspflicht herum – und werbe jedes Jahr zahlreiche ausgebildete Lehrer aus anderen Bundesländern – vor allem Berlin und Nordrhein-Westfalen – ab. Verschleiert werde das mit der Aussage, Hamburg habe als eine „attraktive Stadt“ kein Problem, genug Lehrer zu finden. „Doch diese Strategie stößt bereits in Kürze an ihre Grenzen – weil die anderen Bundesländer wieder mehr Lehrer einstellen und der Bedarf in Hamburg aufgrund von Schulreformen und Pensionierungswelle erheblich steigen wird“, warnte Rabe.
Jährlich stellt die Schulbehörde gut 500 Referendare ein. So haben laut Hamburger Senat (Drs. 19/3578) im Jahr 2008 439 Referendarinnen und Referendare den Vorbereitungsdienst mit dem Zweiten Staatsexamen abgeschlossen, 533 haben den Vorbereitungsdienst begonnen. Im Jahr 2009 haben 472 Referendarinnen und Referendare den Vorbereitungsdienst abgeschlossen beziehungsweise werden ihn abschließen, 517 haben den Vorbereitungsdienst begonnen beziehungsweise werden ihn beginnen. Nach gegenwärtiger Planung werden circa 540 Referendare jährlich eingestellt.
Tatsächlich berechnete der Bildungsforscher Prof. Klaus Klemm für Hamburg einen erheblichen höheren Bedarf: 45% aller Lehrstellen in Hamburg gehen bis 2015/16 verloren, das sind 6868 volle Lehrerstellen, die ersetzt werden müssen. Weder die Zahl der durchschnittlichen Einstellungen der letzten fünf Jahre (3354 oder jahresdurchschnittlich 671) noch die Zahl der erfolgreich absolvierten Referendariate der letzten fünf Jahre (3164 oder jahresdurchschnittlich 633) noch die erwartete Zahl der Lehramtsstudienabsolventen um 2013/14 mit jährlich dann 674 Personen reichen auch nur annähernd aus, um die sehr konservativ geschätzten Bedarfe an Neueinstellungen in Höhe von jahrsdurchschnittlich 899 Personen in Hamburg zu erreichen.
Daraus resultiert ein dramatischer Lehrkräftemangel in Hamburg bis 2020, der auch durch Abwerbungen aus anderen Bundesländern nicht wie bisher ersetzt werden kann, denn der Lehrkräftemangel wird in ganz Deutschland zunehmen. Die geplante Schulreform in Hamburg erfordert sogar noch mehr Lehrerstellen – die in Klemms Modellrechnung nicht berücksichtigt wurden. Allein die Umwandlung in Ganztagsschulen in gebundener Form schafft einen Mehrbedarf von 30 Prozent an Lehrerstellen.