Nachdem – engegen den vielerorts veröffentlichten negativen Stellungnahmen – schon Infratest dimap ermittelte, dass eine Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger der künftigen Primarschule positiv gegenübersteht, äußern sich weitere Befürworter jetzt auch öffentlich. Heute veröffentlichte der Elternrat der Grundschule Rellingen eine entsprechende Stellungnahme (hier als PDF). Die aktivsten gegner finden sich – neben der Initiative „Wir wollen lernen“ – ausgerechnet in der SPD.
„Über Bildungswege und -chancen wird in unserem Bildungssystem zu früh entschieden. Wir werben daher für ein Schulsystem, in dem Kinder so lange wie möglich zusammen und voneinander lernen. …“ Das ist nicht GAL-Propaganda oder Behörden-Wunschdenken von Schulsenatorin Christa Goetsch, sondern offizielles Parteiprogramm der Bundes-SPD, die dies zudem noch ausgerechnet auf ihrem Programm-Parteitag in Hamburg beschlossen hat.
Dagegen spricht sich der bildungspolitische Sprecher der SPD, Ties Rabe, selbst Gymnasiallehrer am noblen Bergedorfer Luisen-Gymnasium, aus: Er gab seine Stellungnahme gegen die „Reformhektik im Zusammenhang mit der Einführung der Primarschule“ heute in der Haushaltsdebatte der Bürgerschaft zu Protokoll. „Wir wollen gemeinsames Lernen Schritt für Schritt durchsetzen“, sagte Rabe in der Bürgerschaft. „Wir wollen besseres Lernen für alle Schüler auf den Weg bringen – mit kleineren Klassen und besserem Unterricht.“ Mit ihrem undurchdachten und schlecht vorbereiteten Reformansatz zur Einführung der Primarschule diskreditierten CDU und GAL den „guten Gedanken vom längeren gemeinsamen Lernen“, sagte Rabe.
Was er dabei offensichtlich aus den Augen verloren hat, ist allerdings die Tatsache, dass sowohl „kleinere Klassen“ als auch „besserer Unterricht“ feste Bestandteile des Behördenkonzepts sind. Und dass die derzeit große Zustimmung der Hamburgerinnen und Hamburger zur Idee des „längeren gemeinsamen Lernens“ gerade aus der Primarschul-Debatte entwachsen ist, spielt in Hamburgs SPD derzeit offenbar keine Rolle.
Henning Voscherau soll zu Zeiten des Schulsenators Joist Grolle einst gesagt haben, die SPD werde nicht wegen, sondern trotz ihrer Schulpolitik gewählt. Die Partei sollte vielleicht aufpassen, dass sich dieser 30 Jahre alte Spruch bei der nächsten Bürgerschaftswahl nicht umkehrt.