Ingeborg Prinzessin zu Schleswig-Holstein, Magnus Graf und Karoline Gräfin Lambsdorff, Unternehmer wie Dietrich von Saldern und Jean Jacques de Chapeaurouge, der Schauspieler Sky du Mont – sie alle sind „hochkarätige Persönlichkeiten“, meldet die WELT, und sie alle wollen Sonnabend auf dem Gänsemarkt gegen die Schulreform und die Primarschule demonstrieren. Mit dabei ist die Spitze der SPD, eine „gelbe Gruppe“ der FDP, Eltern, Schüler und Lehrer aus Gymnasien, Jan Philip Unger vom Landesvorstand der CDU-nahen Schülerunion und natürlich Matthias Oehlrich, Chef des Deutschen Lehrerverbandes. Tausende sollen zusammenkommen – aber es ist und bleibt nur eine Minderheit.
Das wird mehr als deutlich, wenn man Befürworter und Gegner der Reform zu Paaren ordnet:
– der Lehrerverband ist dagegen, aber die viel größere GEW ist dafür,
– die Angehörigen der 59 Gymnasien sind dagegen, aber die Angehörigen der übrigen Schulformen (etwa 150 Schulen, repräsentiert durch Eltern-, Lehrer- und SchülerInnenkammer) dafür,
– die FDP (4,8 % bei der Bürgerschaftswahl vor einem Jahr) ist dagegen, aber die GAL (9,6 %) dafür,
– die SPD-Spitze ist dagegen, aber die derzeit in allen Umfragen deutlich führende CDU ist dafür,
und so geht es weiter. Jedenfalls bisher.
Wer bei einer echten Auszählung unter den Hamburgerinnen und Hamburgern dafür, wer dagegen wäre, lässt sich daraus freilich nicht ableiten. Zwar war bei der bisher einzigen veröffentlichten repräsentativen Umfrage eine klare Mehrheit von 53 Prozent der Befragten für die Reform, aber das war vor drei Monaten, und befragt wurden nur die üblichen gut 1.000 Menschen.
In der öffentlich geführten Debatte – in der Presse – haben die Gegner derzeit klar die Oberhand. Das ist kein Wunder; die Befürworter haben sich – mit Ausnahme eines Briefes von immerhin 90 GrundschulleiterInnen – bisher nicht öffentlich geäußert. Das kann, wenn es so bleibt, verhängnisvoll sein, denn das von den Gegnern entfachte öffentliche Dauerfeuer wird nicht ohne Wirkung bleiben.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Haltung des Ersten Bürgermeisters: Während er im Januar noch ohne Wenn und Aber hinter der Reform stand, öffnet er jetzt erste Hintertürchen. Wiederum der WELT erklärte er jetzt im Interview: „Wenn sich herausstellen sollte, dass die organisatorischen Vorbereitungen nicht stimmen, dass es etwa mit den Räumen und den Lehrern überhaupt nicht hinhaut, dann wäre ich der Letzte, der die Reform zwanghaft einführen wird“, sagte von Beust.
Bis zur vermutlich entscheidenden Volksabstimmung ist es noch mehr als ein Jahr. Für die Befürworter wird es jetzt höchste Zeit: Wenn sie sich nicht endlich auch öffentlich zu Wort melden, könnte es bald zu spät sein.
Der Artikel strotz nur so von Fehlern:
1) der Deutsche Lehrerverband (DL) und der Deutsche Lehrerverband Hamburg (DLH) sprechen sich ganz klar GEGEN die Reform aus.
2)Es ist eine Unterstellung, dass nur Gymnasiasten gegen die Reform seien. Große Zustimmung zur Demo lässt sich genauso in anderen Schulformen finden, wie z.B. Sonderschulen
3)Der Vergleich zwischen FDP und GAL ist haaresträubend- es geht um die aktuelle Wertschätzung der Parteien. Laut Umfragen liegt die FDP ganz klar vor der GAL
Komisch, komisch 53% klare Mehrheit…irgendwas habe ich wohl falsch verstanden
Naja- ich verstehe zwar nicht wie man sich öffentlich zu Wort melden solle, wenn Fragen wie Räume, Bezahlung der Lehrer und die zeitliche Umsetzung nicht geklärt sind.
Aber vielleicht ringen sich die Jungen Grünen zu einer Pressemeldung durch um ihre heißgeliebte Götsch zu unterstützen.
@skh-mitglied:
Ey, lesen musst‘ können! Steht doch genauso im Artikel, der DL ist gegen die Reform. Was ja auch keinen wundert – der DL war bisher noch gegen jede Reform.
Hübsch finde ich Deine Feststellung, dass sich die Zustimmung zur Demo auch in anderen Sonderschulen, nicht nur in Gymnasien, finden lässt.
Und schließlich: 53 % sind natürlich eine sehr klare Mehrheit; der aktuelle Senat regiert mit 52,2 %. Selbst wenn bei der Umfrage alle mit „dafür“ oder „dagegen“ abgestimmt hätten (haben aber nicht, es gab auch Enthaltungen) wären das 6 % mehr als für die Minderheitenposition.
Das Leben ist immer dann besonders schwierig, wenn man auf die eigene Propaganda hereinfällt…
Adlige, Unternehmer und Schauspieler sollen ruhig für ihr überkommenes Klassenschulsystem demonstrieren. Wenn der Rest die Primarschule unterstützt, sollte eigentlich alles in Butter sein.