Petersen nimmt Stellung

PETERSEN.jpegLiebe Genossinnen und Genossen,

in der „Bild“-Zeitung vom 12. Oktober erschien die etwas reißerische Überschrift: „SPD-Chef will Adressen von Sex-Gangstern veröffentlichen“. Ich hatte ein Thema aufgegriffen, das mich seit Jahren beschäftigt, nicht als Politiker, sondern als Arzt.

In meiner sechzehnjährigen Tätigkeit in meiner Altonaer Hausarztpraxis wurde und werde ich immer wieder mit dem namenlosen Elend sexuell missbrauchter Menschen, vor allem Kinder, konfrontiert. Ich weiß inzwischen, daß jemand, der mit fünf Jahren diese schreckliche Erfahrung gemacht hat, sein ganzes Leben furchtbar leidet.

In Hamburg werden täglich mindestens vier Menschen Opfer einer Sexualstraftat, die Dunkelziffer ist sehr viel höher.

In der Öffentlichkeit wird das Thema oft verdrängt und meist verharmlost. Die Schulen greifen es nicht auf. Es existiert keine Prävention für potentielle Täter. In ganz Deutschland gibt es lediglich in der Charité in Berlin eine – hoffnungslos überlaufene – Einrichtung, an die sich Menschen freiwillig wenden können, die mit ihren sexuellen Obsessionen nicht fertig werden und Hilfe suchen, um nicht zum Täter zu werden.

Jetzt wird mir vorgeworfen, ein Populist zu sein. Diesen Vorwurf habe ich nicht gehört, als ich mich gegen die Ausweisung von Afghanistanflüchtlingen wandte.

Ich habe keine fertigen Lösungen. Aber ich will eine Debatte anstoßen. Weil ich es nicht mehr hinnehmen kann, den Opfern sexueller Gewalt sprachlos in meiner Praxis gegenüber zu sitzen. Diese Opfer haben Anspruch auf Schutz vor den Tätern.

Vielleicht ist es besser, einmal etwas zu weit zu gehen, als immer entschieden zu kurz. Darüber sollten wir reden. Darüber können wir auch streiten.

Euer Mathias Petersen

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