Opa jobbt, der Enkel ist arbeitslos

Weil die Unternehmen zu wenig einstellen und ausbilden, droht nun ein großer Fachkräftemangel. Der Hamburger Otto-Konzern will jetzt sogar seine Rentner und Pensionäre zurück an den Arbeitsplatz locken.

Zu der Einstellung von Rentnern als zusätzliche, befristete Arbeitskräfte beim Otto-Konzern
erklärt Hamburgs DGB-Vorsitzender Uwe Grund: „Da ist höchste Vorsicht geboten!
Vorweg: „Ganz besonders kritisch sehen wir die Maßnahme vor dem Hintergrund eines
diskutierten Personalabbaus beim Otto-Konzern. Auf der einen Seite Stellen zu streichen
und auf der anderen Seite ehemalige Mitarbeiter wieder einzustellen passt nicht zusammen.
Prinzipiell ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Unternehmen vom
Fachwissen seiner ehemaligen Mitarbeiter profitieren möchte. Klar sollte bei solchen
Maßnahmen aber sein: Sie dürfen nie die Regel werden. Denn dann könnten
Stammbeschäftigte darunter leiden. Nicht dass folgendes Szenario Wirklichkeit wird: Opa
arbeitet, die Tochter ist in befristeter Leiharbeit und der Enkel wird nach der Ausbildung nicht übernommen.

Wir haben es bei der Leiharbeit erlebt: Ehemals war es ein vertretbares Instrument, um
kurzfristigen Auftragsspitzen und Personalengpässen zu begegnen. Längst wird sie aber
großflächig missbraucht, um Stammbeschäftigte aus Firmen hinauszudrängen und
Dumpinglöhne durchzusetzen.

Wichtig ist, dass sich jeder Mitarbeiter in einem Unternehmen genug Fachwissen aneignen
kann. Regelmäßige Weiterbildungen, auch von älteren Stammbeschäftigten, spielen da eine
große Rolle. Gerade bei den Älteren vernachlässigen viele Firmen das aber noch, wie zuletzt
der Fortschrittsreport Altersgerechte Arbeitswelt der Bundesregierung gezeigt hat. Oft
können die Leute mehr, als ihnen zugetraut wird. Für den DGB heißen die Zauberworte:
Ausbildung und Weiterbildung.

Fachwissen in der Firma umfassend weitergegeben, Beschäftigten genügend
Aufstiegschancen einräumen: Das sind Maßnahmen die gleichzeitig dafür sorgen, dass
unten in der Arbeitspyramide eines Unternehmens mehr Platz, zum Beispiel für
Auszubildende, entsteht. Es ist wie bei einem Fahrstuhl: Für jeden der hochfährt, passt unten
wieder einer mehr durch die Tür. Wir meinen: So können Firmen verhindern, dass sie in
einer Notsituation auf ehemalige Mitarbeiter im Rentenalter zurückgreifen müssen.“

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