Nord: Petersen irritiert sein Gefolge

PETERSEN.jpegZu später Stunde irritierte Mathias Petersen vor allem seine eigenen Anhänger bei der Vorstellung der SPD-Kandidaten in Hamburg-Nord: Nein, ein Seiten- oder Quereinsteiger in die Politik sei er beileibe nicht, erklärte er, das habe er selbst nie behauptet. Und warum dies auf seiner eigenen Homepage stehe, wisse er nicht – die machten andere für ihn.

Dabei fing der Abend recht vielversprechend an für den Titelverteidiger. Während Mathias Petersen seine übliche Reihe sozialdemokratischer Positionen auch bei der vierten Kandidatenvorstellung unbeirrt vortrug, hatte Dorothee Stapelfeldt mit unerwarteten Schwierigkeiten zu kämpfen: Für sie, einen Kopf größer als der Landevorsitzende, war das Saalmikrofon viel zu tief angebracht. Auch nach einer „Notoperation“ durch Staatsrat a.D. Behlmer, der als Veranstaltungsleiter kurzentschlossen seine Aktentasche unter das Mikrofon schob, wurde die Situation nicht wesentlich besser. Stapelfeldt musste entweder gebückt stehen, oder in Kauf nehmen, nur schlecht gehört zu werden.

Das Frage- und Antwortspiel verlief ähnlich wie bereits dreimal zuvor. Beide Kandidaten versuchten, Unterschiede ihrer sehr ähnlichen Programme herauszustellen: Petersen will eine Ausbildungsplatzabgabe, Stapelfeldt erklärt, dies könne Hamburg ohne den Bund nicht regeln und will stattdessen 1.000 staatlich geförderte Lehrstellen. Petersen spricht sich für nachgelagerte Studiengebühren in Form einer Abgabe für besserverdienende Hochschul-Absolventen aus, Stapelfeldt ist strikt dagegen und sagt, wer mehr verdient, soll ordentlich Steuern zahlen, dann könne der Staat seine Aufgaben auch allein erfüllen. Petersen ist zwar für die Elbphilharmonie, will sie aber ohne öffentliche Gelder bauen und betreiben, Stapelfeldt verweist auf Max Brauer, der in den 50er Jahren die Staatsoper bauen ließ, obwohl in Hamburg damals bittere Wohnungsnot herrschte und viele meinten, man müsse zunächst für ein Dach über dem Kopf sorgen.

Sehr deutlich auch hier wieder die unterschiedliche Herangehensweise der beiden Kandidaten: Petersen reiht Forderungen aneinander, Stapelfeldt verbindet sie zu einem insgesamt durchdachten System. Dafür punktet Petersen bisweilen mit frischerer Kurzdarstellung, wo Stapelfeldt weit ausholt und versucht, Zusammenhänge zu erläutern.

Die Überraschung des Abends ging schließlich von Senator a.D. Jan Ehlers aus. Der hatte sich bereits öffentlich als Petersen-Anhänger zu erkennen gegeben, tat dies auch jetzt wieder, stellte sich dann aber gegen Petersens nachgelagerte Studiengebühren und warnte davor, so zu tun, als seien sogenannte Seiteneinsteiger für die Politik besser als gewiefte Politiker mit langer Erfahrung in verschiedenen Bereichen. Dann zählte er auch noch Stapelfeldts Stationen auf: Abgeordnete, Fraktionsgeschäftsführerin, Bürgerschaftspräsidentin, Vorstandsmitarbeiterin einer großen Versicherung.

Petersen, sichtlich verunsichert, verblüffte das Publikum in der Antwort seinerseits: Nein, ein Seiteneinsteiger sei er nun sicher nicht. Er habe schließlich auch viele Erfahrungen, sei 25 Jahre in der SPD, zehn Jahre in der Bürgerschaft, habe früher „als Distriktsvorsitzender und Stellvertreter“ und heute als Landesvorsitzender Erfahrungen gesammelt.

Dies erstaunte, war doch bisher gerade die Position des Seiteneinsteigers bisher als besonders sympathisch betrachtet worden, und gerade dem noch nicht so erfahrenen Seiteneinsteiger waren viele bereit, gelegentliche Ausrutscher und Fehltritte nachzusehen. Auch auf Petersens eigener Homepage heißt es wörtlich: „Während viele Mandats- und Amtsträger in den Parteien oft schon recht früh Politik und Beruf verbinden, gehört er zu den wenigen ‚Seiteneinsteigern.'“

Dafür könne er nichts, beschied er gestern erstaunte Fragesteller, das hätten andere geschrieben. Er selbst habe dies nie so gesehen.

4 Gedanken zu „Nord: Petersen irritiert sein Gefolge“

  1. Ja, kennt der Petersen denn seine eigene Internetseite nicht? Wie will er Hamburg regieren, wenn er nicht mal sein kleines Team beisammen hält und nicht weiß was die über ihn schreiben??!!

  2. @ Katherina,

    als ob es wichtig wäre, was auf Homepages steht… Darauf kommt es letztendlich nicht an… Schaut man sich die Homepage von Doro an, könnte man auch denken, die haben sie nicht mehr alle… So deutliche Zusprüche für Doro und nur runtermachen von Mathias… Eigene Stärken???

  3. Naja, aber zumindest ist deren Seite aktuell und dass dort keine Werbung für Petersen gemacht wird ist doch wohl mehr als verständlich. Ein „Runtermachen“ sehe ich dort allerdings nicht.

  4. Ich besuchte vor ca. einem Jahr eine Veranstaltung von Dr. Petersen und ich war beeindruckt. Er hatte für mich, eine erfrischende kritische Haltung zu sämtlichen Privatisierungsplänen der Stadt und damit schien er mir nicht lobby-ferngesteuert sein. Aber mir war auch klar, dass man mit so einer Haltung sich mächtige Feinde macht, bis zur Wahl würden sie in absägen und genau das und nichts anders erleben wir gerade. Hier geht es um die Frage was unsere Demokratie noch wert ist.

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