Nord-Ostsee-Kanal: Hubschrauber-Visiten von Ramsauer reichen nicht

Die Kanalmilliarde freigeben, das Personal aufstocken und die Arbeitsbedingungen stabilisieren – das sind die notwendigen Schritte, die der Norden jetzt dringend braucht, wenn der wirtschaftliche Schaden nicht ins Unermessliche steigen soll. Die Kanzlerin muss diese Frage jetzt zur Chefsache machen und darf sich nicht von ihrem bayerischen Spatenstich-Minister auf der Nase herumtanzen lassen.

Der DGB Nord kritisiert die Nachlässigkeiten des Verkehrsministers:

Die Bundeskanzlerin soll den Nord-Ostsee-Kanal zur Chefsache machen, fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund Nord. Der Vorsitzende des DGB Nord, Uwe Polkaehn, erklärt anlässlich des heutigen Besuchs von Verkehrsminister Ramsauer in Brunsbüttel:

„Die nächste Kanalschließung ist nur eine Frage der Zeit. Wenn die Bundesregierung klug beraten ist, dann war das Ramsauers Abschiedsbesuch an der Schleuse. Der Minister hat hinreichend gezeigt, dass er den Kanal nur als Ort von Show-Einlagen und Stippvisiten im Norden betrachtet. Wenn er heute an den Ort seines ersten Spatenstichs zurückkehrt, dann müsste Herr Ramsauer eigentlich rot anlaufen.

Wer sich wie ein Bergretter vom Hubschrauber zum Fototermin auf der Schleuseninsel absetzen lässt, kann kein Gespür für die Bedeutung des Kanals für die Arbeitsplätze und die Menschen in der Region entwickeln. Diese Flickschusterei hört erst auf, wenn die Kanal-Milliarde freigegeben und ein Beschleunigungsprogramm zum Ausbau aus dem Kanzleramt heraus gesteuert wird. Herr Ramsauer hat bisher nicht einmal die nötigen Ausschreibungen auf die Reihe bekommen.

Der Bund spart den Kanal seit langem kaputt. Ob mit Leiharbeitern an den Fähren und Schleusen oder befristetet beschäftigten Ingenieuren – der Wasserweg leidet seit Jahren unter den Personaleinsparungen in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Neben dem schnellen Bau der Schleusenkammer in Brunsbüttel sind weitere Sanierungen und Verbreiterungsmaßnahmen bis nach Kiel dringend nötig.

So schön ein paar zusätzliche Stellen auf die Schnelle sind: Mit Placebo-Effekten und einer Einsatzgruppe bis zur Bundestagswahl wird es nicht getan sein. Allein die Instandsetzungstrupps an beiden Schleusenanlagen brauchen jeweils mindestens 20 Handwerkerinnen und Handwerker mehr. Nötig sind auch die Schaffung einer weiteren Tauchergruppe sowie ein Team aus jeweils mindestens 10 Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie Technikerinnen und Technikern für die Grundinstandsetzung und die Planung von Sofortmaßnahmen an den Schleusenanlagen. Und es sollte jetzt endlich die unbefristete Übernahme von Auszubildenden und die Entfristung befristeter Arbeitsverträge zugesagt werden.“

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