Wissenschaftsrat lobt MINT-Fächer der Hamburger Hochschulen
Eines der wichtigsten wissenschaftspolitischen Beratungs-Gremien Deutschlands, der Wissenschaftsrat, hat die Leistungsfähigkeit der MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – vier staatlicher Hamburger Hochschulen bewertet. Die Expertinnen und Experten haben unter anderem Spitzennoten für Physik und Klimaforschung der Universität Hamburg vergeben und stellen den MINT-Fächern der Hochschulen Hamburgs insgesamt ein gutes Zeugnis aus. Weiterhin attestieren sie dem Forschungscampus Bahrenfeld ein enormes Entwicklungspotential.
MINT-Bereiche an den Hochschulen Hamburgs
Die MINT-Fächer der Universität Hamburg (UHH), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) und der HafenCity Universität Hamburg (HCU) prägen demnach den Wissenschaftsstandort und sind Entwicklungsmotor für Hamburg. Laut dem Wissenschaftsrat hat Hamburg ein hervorragendes Forschungsumfeld: viele Hochschulen, zahlreiche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und die Standortvorteile eines Stadtstaates. Außerdem sei die Wissenschaft gut in die Wirtschaftscluster eingebunden. Dies sei eine große Chance, die gesamte Forschungs- und Innovationskette noch mehr auszunutzen – von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis zur industriellen Umsetzung. Der Wissenschaftsrat empfiehlt dafür eine bessere Vernetzung der Hochschulen, der außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft sowie die Entwicklung einer Gesamtstrategie für die MINT-Bereiche.
Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung: „Der Wissenschaftsrat hat den Naturwissenschaften und den Technikfächern der Hochschulen ein gutes Zeugnis ausgestellt. Hamburg ist danach unter anderem stark in zukunftsweisenden Forschungsschwerpunkten wie beispielsweise in der Klimaforschung, den Nanowissenschaften, der Materialwissenschaft oder der Infektionsforschung. Außerdem haben wir mit dem Forschungscampus Bahrenfeld ein international renommiertes naturwissenschaftliches Zentrum. Die Ausbildung in den MINT-Bereichen trägt entscheidend dazu bei, die Stärke der Wachstumsregion Hamburg aufrecht zu erhalten. Die Expertinnen und Experten haben konkrete Vorschläge gemacht, wie Hamburg das Potential in diesem Bereich besser ausschöpfen kann. Wir werden uns jetzt Zeit nehmen, um mit den Hochschulen die Ergebnisse zu beraten.“
Eine besonders herausragende Rolle nimmt der Forschungscampus Bahrenfeld ein. Hier gibt es eine einzigartige Infrastruktur, die internationale Strahlkraft besitzt. Durch die Konzentration vieler außeruniversitärer Forschungseinrichtungen mit MINT-Bezug, wie dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY), dem European XFEL, dem Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie (MPSD), dem Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) sowie dem Centre for Structural Systems Biology (CSSB) sieht der Wissenschaftsrat hier sehr hohes Potential für herausragende natur- und lebenswissenschaftliche Grundlagenforschung. Der Forschungscampus Bahrenfeld sollte mittels einer langfristig orientierten Strategie und in Kooperation aller Partner, einschließlich der Wirtschaft, ausgebaut werden. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, einen MINT-Forschungsrat einzurichten. Dieser könnte eine verbindliche strategische Planung der MINT-Forschung mit allen Akteuren verabreden. Ziel sollte es sein, bisher ungenutzte Potentiale zu erschließen und dadurch Ausgründungen und Transfer von Wissenschaft in Richtung Wirtschaft stärker zu fördern.
Das Studienangebot und die Konzeption der Studiengänge der MINT-Fächer sieht der Wissenschaftsrat positiv. Die Informatikstudiengänge der UHH, der TUHH und der HAW beispielsweise weisen keine Doppelstrukturen auf, sondern ergänzen sich vielmehr in ihren Angeboten. Zur besseren Ausnutzung des Potentials in Forschung, Lehre, Nachwuchsausbildung und Transfer schlägt der Wissenschaftsrat die Einrichtung einer Kooperationsplattform vor. Positiv bewertet hat das Gremium den Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft durch das TUHH-eigene Gründungszentrum TuTech und die enge Zusammenarbeit der HAW mit nahezu allen Wirtschaftsclustern in Hamburg.
Prof. Dr. Katharina Kohse-Höinghaus, Vorsitzende der Arbeitsgruppe (WR): „Hamburg gehört traditionell zu den bedeutenden Wirtschafts- und Medienstandorten in Deutschland. Dass die Hansestadt auch als Wissenschafts- und Universitätsstadt in einer ähnlichen Liga spielen kann, zeigt die Begutachtung der MINT-Fächer durch den Wissenschaftsrat. Allerdings wird der heute schon sehr attraktive Standort nur dann in Zukunft noch stärker international strahlen, wenn es gelingt, hierfür gemeinsame strategische Ziele zu entwickeln. Dabei können Themen wie Photonik, Nachhaltigkeitsforschung, Strukturbiologie und Informatik sowie der Campus Bahrenfeld wesentliche Ankerpunkte bilden.“
Insgesamt hat der Hochschulstandort Hamburg die MINT-Fächer in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Aktuell studieren rund 28.000 junge Menschen ein MINT-Fach in Hamburg. Das ist eine Steigerung um 34 Prozent in den Jahren 2005 bis 2013. Die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger hat sich um 53 Prozent und die Zahl der Absolventinnen und Absolventen um 81 Prozent im gleichen Zeitraum erhöht. Damit waren in den MINT-Fächern in allen genannten Kategorien größere Steigerungen zu verzeichnen als im Hochschuldurchschnitt.
An den vier begutachteten Hochschulen haben im Wintersemester 2014/15 knapp 68.000 junge Menschen studiert. Die UHH als größte Hochschule Hamburgs und als eine der größten Universitäten Deutschlands hat ein sehr breites Fächerspektrum inklusive der Universitätsmedizin. Eine der Stärken der UHH sind ihre interdisziplinären Forschungsgebiete, beispielsweise im universitären Schwerpunkt „Klima, Erde, Umwelt“ und im Exzellenzcluster CliSAP. Hier arbeiten Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler eng mit Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlern zusammen.
Diese Interdisziplinarität und viele profilierte Forschungsschwerpunkte wie die Manuskriptforschung oder die Kunstgeschichte tragen zum Renommee der Volluniversität bei. Um eine umfassende strategische Positionierung der Universität Hamburg als Volluniversität zu ermöglichen, hat die Wissenschaftsbehörde die Evaluierung aller Fakultäten und Fachbereiche der Universität Hamburg beim Wissenschaftsrat in Auftrag gegeben. Ergebnisse hierfür liegen Anfang 2017 vor.