Finanziell rosig war die Situation der Hamburger Morgenpost in den vergangenen fast 30 Jahren seit dem Verkauf durch die SPD eigentlich nur einmal: 1986, als Gruner + Jahr mit ihr als Flaggschiff in den Tageszeitungsmarkt einsteigen wollte. Jetzt ist offenbar ein neuer Tiefpunkt in Sicht – von weiteren 20 Prozent Stellenabbau ist die Rede.
Uwe Grund, Fachsprecher für Medienpolitik der SPD-Bürgerschaftsfraktion, hat besorgt auf mögliche weitere Personalreduzierungen bei der „Hamburger Morgenpost“ reagiert. „Ich sehe mit großer Sorge, dass der Verlag des Finanzinvestors David Montgomery offenbar noch weiter an der Kürzungsschraube drehen will“, sagte Grund. Er bezeichnete die aktuelle Diskussion um die Mopo als „ersten Fall für den neuen Medienkoordinator des Ersten Bürgermeisters“.
Die jetzt zur Diskussion stehenden weiteren Personalreduzierungen drohten sich negativ auf die Blattqualität auszuwirken. Grund sagte, er fürchte um die Fortsetzung der eigenständigen, kritischen Hamburg-Berichterstattung, sollten die Forderungen Montgomerys umgesetzt werden. Die journalistische Vielfalt wie auch der Medienstandort Hamburg drohten geschwächt zu werden.
Grund sagte, auch mit Blick auf die „Hamburger Morgenpost“ stünde die SPD solidarisch zu den Beschäftigten. Montgomery entlarve sich als „Brutal-Kapitalist“, der seine Profitinteressen gnadenlos auf Kosten seiner Beschäftigten durchsetze. Dass der ehemalige Mopo-Chefredakteur Depenbrock ihm dabei assistiert, sei „kaum zu überbietender Zynismus“, sagte Grund. Dabei befinde sich die MOPO in einer guten wirtschaftlichen und finanziellen Lage und liege beim Ergebnis über dem Vorjahresniveau.
Grund bezeichnete die aktuelle Lage um die Hamburger Morgenpost als „erste Bewährungsprobe“ für den Medienkoordinator des Ersten Bürgermeisters. „Karl Dietrich Seikel hat bei seiner Vorstellung am 24. Juni Vorschusslorbeeren bekommen. Ich wünsche ihm Erfolg bei seiner ersten großen öffentlichen Aufgabe.“Presseerklärung zur Situation in der Hamburger Morgenpost
Möglicherweise steht der Hamburger Morgenpost der größte Personalabbau seit 25 Jahren bevor – um 20 Prozent soll die Belegschaft reduziert werden. Dabei gibt es für ein Jobkillerkonzept überhaupt keinen Anlass: Die Mopo wirtschaftet erfolgreich und ist ein fester Bestandteil der Hamburger Presselandschaft mit stabiler Auflage und gutem Anzeigengeschäft. Es sind ausschließlich die gierigen Renditeerwartungen der Mecom-Gruppe, die den Rotstift über den Mopo-Etat gehen lassen wollen.
Am 3. Juli verabschiedete die Belegschaft der Hamburger Morgenpost eine Resolution. Sie forderte vom Geschäftsführer Josef Depenbrock den sofortigen Stop des Abbauprogramms und des Sparprogramms, einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, einen Ausschluss von Ausgliederungen, einen Ausschluss von Aufträgen an Dienstleister unter Tarif und Investitionen in Technik und Personal.
Die Fraktion DIE LINKE unterstützt die Mopoianerinnen und Mopoianer in ihren Forderungen und in ihren Bemühungen, diese Forderungen mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln auch durchzusetzen.
Weiter heißt es in der Erklärung der LINKEN:
Kein Eigentümer hat das Recht, seine Belegschaft zu schröpfen. Eigentum verpflichtet – hier insbesondere, weil die Mopo einen wichtigen öffentlichen Auftrag erfüllt. Sie ist in der Hamburger Zeitungslandschaft der wesentliche Bestandteil zu Sicherung und Wahrung der Medienvielfalt – vor dem Hintergrund der Dominanz der Springer-Blätter BILD und Abendblatt. Wer Mopo liest, will meistens keine Springer-Zeitungen lesen. Sollte Depenbrock sein Konzept durchsetzen, wäre die redaktionelle Leistung gefährdet.
Liebe Kolleginnen und Kollegen der Mopo, wir stehen solidarisch an eurer Seite. Hamburg braucht euch – und zwar euch alle, Redaktion, Technik und Verlag! Wir wünschen eurer Aktion am heutigen Mittag um 12 Uhr viel Erfolg und auch allen weiteren Initiativen und Aktionen, die ihr startet.