Minijobs: Frauen in Gefahr

Die von der Bundesregierung geplante Ausdehnung der Minijobs wird das Armutsrisiko für viele Arbeitnehmer erhöhen. „Vor allem Frauen werden in die Armutsfalle tappen, wenn die Geringfügigkeitsgrenze auf 450 Euro angehoben wird. Denn Minijobs bedeuten nicht nur Minilöhne, sondern auch Minirenten“, sagt Uwe Polkaehn, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord (DGB Nord).

Das Statistische Bundesamt hat heute bekannt gegeben, dass etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland – 19,9 Prozent und damit rund 16 Millionen Personen – 2011 von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen waren. Der Anteil der Armen steigt sogar, und Frauen sind von den Risiken besonders stark betroffen. Die Zahl der weiblichen Arbeitnehmer, die ausschließlich in Minijobs beschäftigt sind (Stand März 2012): 109.689 (Schleswig-Holstein), 61.613 (Hamburg), 35.282 (Mecklenburg-Vorpommern). Männer, die ausschließlich geringfügig beschäftigt sind: 61.934 (Schleswig-Holstein), 38.957 (Hamburg), 29.491 (Mecklenburg-Vorpommern).

Minijobs seien zu einer biografischen Falle für erwerbstätige Frauen geworden, so der DGB Nord: Es werde mit der Befreiung von Sozialabgaben und Steuern zum Einstieg ins Erwerbsleben gelockt – doch der sozial abgesicherte Arbeitsmarkt werde selten oder nie erreicht. „Nach Jahren im Minijob sind eine gute Alterssicherung und oft auch die einst hart erarbeiteten Qualifikationen der Frauen dahin. Nötig sind Maxijobs, also sozialversicherungspflichtige Arbeit und Löhne, von denen man leben kann“, sagt Uwe Polkaehn. Mehr als ein Drittel der „Minijobber“ komme nicht über einen Stundenlohn von 4,99 Euro hinaus. Bereits jetzt müssten 1,3 Millionen der geringfügig Beschäftigten in Deutschland als „Aufstocker“ staatliche Unterstützung beantragen, um überhaupt über die Runden zu kommen.

Der DGB Nord will daher kleine Teilzeitarbeitsverhältnisse neu regeln: Die Sozialversicherungsbeiträge für Beschäftigte sollen in einer Zone von 0 Euro bis 800 Euro gleitend anwachsen. Für die ArbeitnehmerInnen sollen die Beiträge zunächst von den Arbeitgebern voll übernommen werden und dann bis zur paritätischen Finanzierung steigen. Der Missbrauch bei Minijobs zum Beispiel durch abgesenkte Löhne und das Vorenthalten der Lohnfortzahlung bei Krankheit soll beendet werden. Frauen sollen auch in kleiner Teilzeitbeschäftigung endlich Rentenansprüche durch Beiträge erwerben.

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