IG Metall Hamburg: Expertinnen bringen Ideen für faire und bessere Arbeitszeitmodelle in Tarifrunden ein
Bis zur nächsten Tarifrunde will Ute Berbüsse nicht warten. „Das Thema Zeitkonten wird bei uns im Betrieb wichtiger“, sagt die Betriebsratsvorsitzende und Leiterin des Vertrauenskörpers bei LMT Fette Werkzeugtechnik aus Schwarzenbek. Sie sitzt in der Expertengruppe der IG Metall Region Hamburg zum Thema Arbeitszeit. „In der Expertengruppe treffe ich auf tolle Kolleginnen und Kollegen, die ihr Wissen dazu austauschen“, erzählt die 52-Jährige. „So können wir voneinander profitieren und Forderungen für die Tarifrunde aufstellen.“
Neue Organisation.
Expertengruppen sind eine relativ neue Organisationsstruktur bei der IG Metall Region Hamburg. Zusammengesetzt aus ausgewählten IG Metall-Betriebsräten und -Vertrauensleuten kam die erste Expertengruppe „Gute Arbeit – Gut in Rente“ in Vorbereitung der Tarifrunde 2015 zusammen. Arbeitszeit war ebenfalls das Thema. „Wir sind ganzheitlich an das Thema herangegangen und haben aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, wo in der Praxis Handlungsbedarf besteht“, erinnert sich Andreas Eben, Betriebsratsmitglied bei Still in Hamburg, stellvertretender Vertrauenskörper-Leiter und einer der Organisatoren der Expertengruppe. Innerhalb eines halben Jahres wurden auf rund 16 Treffen Punkte erarbeitet, die wichtig für die Tarifrunde waren. „Es hat wahnsinnig Spaß gemacht, mit anderen Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten“, sagt Andreas.
Mehr Beteiligung.
Das kann auch Ute unterschreiben. Wie Andreas gefällt ihr die ehrenamtliche Form der Beteiligung in den Expertengruppen. „Die Expertengruppen sind kurzfristig angelegt und themenbezogen. So ist die Hürde niedrig, einzusteigen und sich zu beteiligen. Das hat Charme“, sagt Ute. Andreas weist zudem auf den Teamgedanken hin. „Wir erarbeiten in den Expertengruppen zusammen, wo wir hinwollen.“ Auch das Bild der Gewerkschaft werde positiv gestärkt. „Die Expertengruppen machen den Beschäftigten deutlich: Es lohnt sich, sich zu engagieren“, sagt Andreas.
Flexibilität regeln
Inhaltlich bringt die neue Gruppe Themen zur Arbeitszeit voran, die im Rahmen des Tarifergebnisses 2015 von IG Metall und Gesamtmetall in Form einer Gesprächsvereinbarung festgehalten wurden. Erstmals sind auch Beschäftigte aus dem Handwerk und der Textilbranche dabei. Kernthemen sind Arbeitszeitmodelle und -konten. Übergeordnet spielt Flexibilität eine zentrale Rolle. Die Arbeitgeber fordern sie, die IG Metall sperrt sich nicht, macht aber klar: Die Beschäftigten wollen selbstbestimmt über ihre Arbeitszeit entscheiden.
Privatleben wichtig
„Dringender Bedarf besteht bei neuen Arbeitszeitmodellen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf regeln“, nennt Ute eines der Ziele der neuen Expertengruppe. Das sieht auch Andreas so. Seine Maxime: „Wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu leben.“
Was sind Expertengruppen?
Für die Zusammensetzung der Gruppen fragt die IG Metall Region Hamburg in den Betrieben nach, welche Betriebsräte und Vertrauensleute in Frage kommen. Daraufhin melden sich Interessierte, der Ortsvorstand benennt die Kandidaten. Er gibt auch Themen und Arbeitsaufträge an die Gruppen. Der Ortsvorstand arbeitet eng mit dem Vertrauensleute-Ausschuss zusammen, der die Arbeit der Expertengruppen koordiniert.
Text: Alexander Zollondz