Medien: Senat vergeudet Talente

Der CDU-Senat vernachlässigt seit 2001gezielt die öffentliche Medienausbildung, baut in diesem Bereich kontinuierlich Studienkapazitäten ab und bevorzugt stattdessen teurere, private Ausbildungsstätten.

Aktuell sind an der Fakultät Design, Medien und Information der HAW (DMI) 2.265 Studierende in Bachelor- und Diplomstudiengängen eingeschrieben, künftig sollen es nach den Leitlinien des Senats 1.400 Studierende in BA- und MA-Studiengängen sein. Das zeigt jetzt die Antwort auf eine Große Anfrage der GAL-Bürgerschaftsfraktion zur Medienausbildung in Hamburg (Drs. 18/7648 – hier als PDF).

Dr. Heike Opitz, wissenschaftspolitische Sprecherin der GAL-Fraktion: „Der Senat verkennt die Bedeutung einer breiten öffentlichen Medienausbildung für Hamburg. Wichtige Medienbereiche wie Kinderbuchillustration, die Arbeit in öffentlichen Bücherhallen oder die Entwicklung und Erforschung von Computerspielen werden vernachlässigt und stattdessen werden einige wenige Studienplätze, vorrangig im Bereich des Spielfilms, an die private HMS verlagert.“

Während die Ausstattung der DMI konstant blieb, stiegen die städtischen Zuweisungen an die private Hamburg Media School (HMS) deutlich an. Die DMI erhält gleichbleibend rund 12 Millionen Euro jährlich für 2.265 Medien-Studierende. Die Zuwendungen an die HMS wurden ab 2003 von 1 Million Euro auf knapp 1,5 Millionen Euro für rund 150 Studierende erhöht. Zusätzlich erhält die HMS Mittel aus den Rundfunkgebühren (910.000 Euro im Jahr 2007) und seit 2004 zusätzlich jährlich 450.000 Euro von der Medienstiftung. Das macht 26.000 Euro pro Kopf im Jahr. An der DMI ist es nur ein Fünftel (5.300 Euro pro Kopf und Jahr).

Farid Müller, medienpolitischer Sprecher der GAL-Fraktion: „Statt die breite Medienausbildung zu fördern und hier die Talente zu nutzen, wird einseitig auf eine private kleine Filmhochschule gesetzt.“

Auch in den Planungen zum Campus Finkenau werden der öffentlichen Hochschulausbildung weniger Möglichkeiten zugestanden, als ihr zurzeit zur Verfügung stehen. Bisher hat die DMI rund 14.600 Quadratmeter Arbeitsfläche (siehe Antwort auf Frage 8). Auf der Finkenau werden es zukünftig nur noch 6.000 Quadratmeter sein (siehe Planzahlen in Drs. 18/2303 vom 24.05.2005, S. 8). Hinzu kommen 4.300 Quadratmeter in der Armgartstraße. Für 2012 ist zwar ein Neubau für Medientechnik und Medienzentrum auf dem Campus Finkenau geplant. Der Verlust von rund 30 Prozent der Flächen für Lehre und Forschung wird dadurch aber nicht vollständig kompensiert. Besonders ärgerlich ist, dass die Fachbibliothek für Medien, die bei der DMI aktuell 1.668 Quadratmeter groß ist, zukünftig nur noch 600 Quadratmeter haben soll (siehe Antwort auf Frage 8 e und Antwort auf Frage 33 und 34).

Nach Auffassung von Opitz sind die vorgelegten Zahlen letztendlich ein Resultat der Umstrukturierungen aufgrund der Empfehlungen der Dohnanyi-Kommission: „Die katastrophale Zusammenstreichung der öffentlichen Medienausbildung ist voll und ganz beabsichtigt. Doch Senator Dräger irrt sich. Er hat für seine Umstrukturierung abstruse Zahlen der Arbeitsmarktentwicklung aus dem Jahr 2000/01 zugrunde gelegt und wie der restliche Senat, die Bedeutung einer breit angelegten Medienausbildung im 21. Jahrhundert zu lange ignoriert. In der nächsten Legislaturperiode muss deshalb eine Neuausrichtung der Medienausbildung unter Stärkung der öffentlichen Ausbildung stattfinden. Das ist gerade für einen Medienstandort wie Hamburg unerlässlich“.

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