So, wie das EQJ* genutzt wird, erreicht die bis zu 12monatige Maßnahme nur das ,obere Drittel‘ der Bewerber und geht an der Zielsetzung vorbei, besonders schwachen Schulabgängern einen Weg in die betriebliche Ausbildung zu ebnen, kritisiert die DGB Jugend Hamburg.
Olaf Schwede, Vorsitzender der DGB Jugend Hamburg: „Ausgerechnet die jungen Leute ohne Schulabschluss sind in dem EQJ-Programm so gut wie gar nicht vertreten. Insofern überrascht auch die hohe Vermittlungsquote in eine sich anschließende Ausbildung nicht.“
Bei den Nachvermittlungsaktionen der Arbeitsagentur Hamburg werden Jugendliche eingeladen, die zuvor als ausbildungsreif eingestuft wurden, also durchaus auch eine „echte“ Ausbildung durchlaufen könnten. Von 154 Jugendlichen, die jetzt bei der Nachvermittlungsaktion beraten wurden, bekamen 100, also fast zwei Drittel ein EQJ angeboten – „ihnen sprach man kurzerhand die Ausbildungsreife ab, obwohl sie vorher schon die Hürde genommen hatten und in die Bewerberstatistik aufgenommen wurden“, so Olaf
Schwede.
„Man hatte für sie wahrscheinlich kein passendes Ausbildungsangebot und behalf sich mit der ,Krücke‘ EQJ. Soll hier die Statistik passend gemacht werden, damit am Ende keine ,unversorgten‘ Lehrstellensuchenden übrig bleiben? Jugendliche, die vorher bereits aussortiert und nicht als Bewerber zur Vermittlung aufgenommen wurden, bekommen hingegen keine EQJ angeboten, obwohl sie es besonders nötig hätten“, kritisiert Olaf Schwede.
Im Bereich der Handelskammer Hamburg wurden 2006 bisher 174 EQJ-Verträge abgeschlossen. 2005 waren es insgesamt nur 58 Verträge. Nach Schulabschlüssen aufgegliedert wurden 36,9% aller Verträge mit Hauptschulabsolventen geschlossen, 42% mit Realschülern, 7% sogar mit Abiturienten! 9,6 Prozent hatten sonstige Abschlüsse (z.B. Handelsschule), bei 4,5% fehlen die Angaben.
Die Vermittlungsquote in eine sich anschließende duale Ausbildung für die EQJler aus dem Bereich der Handelskammer beträgt 78,2%. (86 von 110).
Zusammenfassend könne man sagen, dass die Gewinner des Pakt-Programms eher auf der Seite Arbeitgeber zu finden sind, denen keinerlei direkte Kosten für die EQJ entstehen und die auf diese Weise einen potenziellen Azubi länger „prüfen“ und als Arbeitskraft nutzen können, ohne dass die Teilnehmer einen ausbildungsadäquaten Status hätten, so Olaf Schwede. „Wir befürchten, dass diese aus Steuergeldern finanzierten Maßnahmen sogar betriebliche
Ausbildungsplätze verdrängen könnten, weil die Unternehmen lieber auf die konkurrenzlos günstigen EQJ zurückgreifen, anstatt reguläre Lehrstellen zu schaffen. EQJ dienen weniger der Vermittlung von Einstiegsqualifikationen, die dann in die Ausbildungsreife münden, sondern sind eher staatlich finanzierte Praktika-Programme.“
Hintergrund Einstiegsqualifizierungsjahr (EQJ)*:
– Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland vom 16. 06. 04 beinhaltet, dass jährlich 25.000 betriebliche Einstiegsqualifizierungen für Jugendliche unter 25 Jahren bereitgestellt werden, die am 30. 09. des laufenden Jahres noch keine Lehrstelle gefunden haben
– Jugendliche sollen die Möglichkeit erhalten, einen Ausbildungsberuf, einen Betrieb sowie das Berufsleben kennen zu lernen
– Inhalte und Tätigkeiten sind eng an die staatlichen Ausbildungsberufe geknüpft und werden in Form von Qualifizierungsbausteinen absolviert – die Laufzeit beträgt zwischen 6 und 12 Monaten – es können verschiedene Qualifizierungsbausteine miteinander kombiniert werden
– Auf Antrag des Betriebes(!) kann (!) die Qualifizierung auf eine nachfolgende Ausbildung angerechnet werden
– das EQJ wird durch einen betrieblichen Praxistest abgeschlossen und durch ein Zeugnis des Betriebs sowie der Kammer zertifiziert