Klare „6“ für Schulsenatorin

photocaseSCHULE.jpegEinhellige Oppositionskritik erntet die Schulsenatorin für ihre Organisation zum neuen Schuljahr. Vor allem die Drundschulklassen seien zu groß. „Weniger Qualität – schlechtere Standards“, fasst die SPD zusammen, „Senatorin zeigt sich unfähig und untätig“, resümiert die GAL.

„Der Beginn des Schuljahres steht unter keinem guten Stern. Und Schulsenatorin Dinges-Dierig gibt das Sandmännchen und streut Sand in die Augen der Eltern“ – mit diesen Worten hat Wilfried Buss, schulpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, die Aussage der Schulsenatorin kommentiert, im neuen Schuljahr werde es mehr Qualität an Hamburgs Schulen geben.

Studien belegten wiederholt, wie schlecht es um die Hamburger Schulen gestellt sei, so Buss: „Knapp 30 Prozent der untersuchten 15-Jährigen haben erhebliche Lernrückstände. In Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften liegen die Durchschnittswerte der Hamburger Schüler unter dem OECD-Durchschnitt. Die Schulbehörde geht diese Probleme nicht an. Sie sorgt vielmehr für eine deutliche Verschlechterung der Angebote an den Schulen“, sagte Buss.

Die Senatorin interpretiere die steigende Zahl von Schülern als Erfolg ihrer Politik. „Dass es aber nicht primär um die Zahl der Schülerinnen und Schüler geht, sondern um die Qualität der Arbeit in den Schulen, hat Dinges-Dierig offenbar immer noch nicht verstanden“, sagte Buss. Um die Qualität sei es schlecht bestellt.

Die Schulsenatorin habe zum Schuljahresbeginn wieder einmal ihre Unfähigkeit und Untätigkeit demonstriert, sagt die GAL. Statt das Problem der extrem großen Grundschulklassen anzugehen, suche sie mit zum Teil absurden Argumenten nach Schuldigen. Das kritisiert die Vorsitzende der GAL-Bürgerschaftsfraktion Christa Goetsch und fährt fort: „Diese Schulsenatorin hat zu verantworten, dass Hamburgs Grundschüler in die größten Klassen seit langem gestopft werden. Seit Monaten ist sie dabei mit den Folgen ihrer eigenen Politik unzufrieden, ohne zu handeln.“

Dinges-Dierig führte aus, die Behörde analysiere seit Monaten die Frage, weshalb die Grundschulklassen insgesamt so groß seien. Gründe gäbe es viele, so die Senatorin. So würden Schulleiter Klassen im vorauseilenden Gehorsam überfüllen, um Gerichtsklagen von Eltern zu vermeiden. Manche Schulen würden verstärkt wegen ihres Ganztagsangebotes gewählt. Zudem kämen auch Schüler aus der Metropolregion als Gastschüler nach Hamburg und würden die Klassen größer machen.

„Bei so viel Blödsinn verschlägt es einem fast die Sprache. Entweder die Senatorin weiß es tatsächlich nicht besser oder sie versucht Eltern und Lehrer für dumm zu verkaufen – beides ist gleich schlimm. Hauptgrund sind der Sparzwang und die Organisationsvorgaben, die unter Dinges-Dierig in die Grundschulen gepresst werden“, sagt Goetsch.

So habe die Schulbehörde unter Leitung von Frau Dinges-Dierig zum Schuljahr 2004/05 die Basisfrequenz von 23 auf 24 erhöht und damit auch die Schulen unter Druck gesetzt, dass sie große Klassen von mindestes 27 SchülerInnen und mehr organisieren, um Klassen zeitweise in kleine Gruppen teilen zu können.

Sie habe zudem die Zuweisung von Teilungsstunden gesenkt: So werde heute eine Klasse von 27 Schülern mit rechnerisch 3,4 Teilungsstunden versorgt. Noch im Schuljahr 2001/02 bekam eine Schule für eine 27-er-Klasse 4,7 Teilungsstunden, knapp ein Drittel mehr! Die Schulbehörde habe den Grundschulen damit bis zu 80 Lehrerstellen entzogen.

Außerdem habe sie den Druck auf die Schulen erhöht und bei der Organisation in den Anmeldverbünden kleine Klassen grundsätzlich verboten und vorgeschrieben, dass pro Verbund maximal eine Klasse unter 27 Schüler haben dürfe.

Goetsch fordert den Senat erneut auf, dafür zu sorgen, dass die Grundschulen ihre Klassengrößen auf 25 SchülerInnen pro Klasse senken können. „Kleine Klassen sind keine Erfolgsgarantie – aber eine Erfolgsvoraussetzung“, sagt Goetsch. Die Idee, die weggekürzten Lehrer an einigen Schulen durch Erzieherinnen zu ersetzen, zeige die ganze Hilflosigkeit der CDU-Politik.

Auch SPD-Sprecher Buss führte einige Beispiele zum Beleg der schlechten Schulpolitik des Senats an:

    Beispiel Grundschule

Die Klassen in den Grundschulen sind viel zu groß. Obwohl in der Grundschule die entscheidenden Weichen für die Entwicklung und die Bildungschancen der Kinder gestellt werden, hat die Schulsenatorin die Klassengröße von durchschnittlich 24 auf 27 Kinder erhöht. Die Zahl der ersten Klassen mit mehr als 29 Kindern hat sich von 2002 bis 2005 mehr als verdreifacht. In 100 ersten Grundschulklassen sitzen sogar mehr als 29 ABC-Schützen. Für das neue Schuljahr bedeutet dies, dass über 60 Einschulungsklassen mehr als 29 Schüler haben werden. Damit ist eine optimale Förderung nicht mehr möglich.

    Beispiel Ganztagsgrundschulen

Den Ganztagsgrundschulen in sozialen Brennpunkten kürzt Dinges-Dierig die Mittel für das Ganztagsangebot um 60 Prozent. Anstatt die Schulen mit einem hohen Migrationsahnteil zu unterstützen, legt die Schulsenatorin diesen Schulen Steine in den Weg.

    Beispiel Lehrerstellen

Die Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer hat einen Tiefstand erreicht, obwohl die Anforderungen der Schulen zunehmen. Die Schulbehörde musste eingestehen, dass 454 Stellen nicht besetzt sind – bei steigenden Schülerzahlen.

    Beispiel Selbstverantwortete Schule

Die Schulbehörde hat die Einführung der Selbstverantworteten Schule falsch angepackt. Den Schulen hat die Behörde wesentlich mehr Verwaltungsaufgaben übertragen – aber keine zusätzlichen Mittel. Es besteht die Gefahr, dass die Schulen überfordert sind und im Stich gelassen werden – mit der Folge, dass sie sich mehr um Verwaltungsaufgaben kümmern müssen und weniger um die Qualität des Unterrichts.

    Beispiel Schwimmunterricht

Durch das neue Konzept zum Schulschwimmen wird ein Viertel weniger Schwimmunterricht stattfinden. Da es schwierig ist, zuverlässige Personen zu finden, die die Schüler zum Schwimmunterricht begleiten, ist es fraglich, ob in jeder Klasse überhaupt der Schwimmunterricht stattfinden wird.

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