Der Fall des dreijährigen Mädchens J., dessen Vater schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt Harburg erhebt, wird jetzt auch die Hamburger Bürgerschaft beschäftigen. Auch hier soll es verschiedene Hinweise an die Behörde gegeben haben – trotzdem griff niemand ein.
Auf Anregung der kinderpolitischen Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion Christiane Blömeke wird sich am kommenden Dienstag der Kinder – und Jugendausschuss der Bürgerschaft mit den Vorgängen um J. beschäftigen. Hauptsächlich wird es dabei um die Rolle des Jugendamtes gehen und um die Frage, warum das Kind trotz verschiedener Hinweise auf Kindesvernachlässigung bei der Mutter geblieben ist.
„Die Presseberichte sind so beunruhigend, dass eine Aufklärung dringend erforderlich ist. Es geht dabei nicht um Schuldzuweisung an einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes, aber wir haben als Jugendpolitiker eine Verantwortung, Fälle wie diesen lückenlos aufzuklären, so Christiane Blömeke.
Nach Darstellungen in verschiedenen Medien gab es erste Hinweise auf Kindesvernachlässigung bereits im Frühjahr 2005. In der Folgezeit sollen weitere Bekannte und auch der Vater des Kindes wiederholt das Jugendamt benachrichtigt haben. Die Situation eskalierte offenbar, als die Mutter im späten August damit drohte, sich und das Kind umzubringen.
Mutter und Kind wurden durch die Polizei gefunden, sollen aber nach Feststellung der Personalien mit dem Hinweis „alles weitere sei Sache des Jugendamtes“ gehen gelassen worden sein. Was das Jugendamt anschließend unternommen hat, bleibt unklar.
Ein Jahr später, im September 2006, ist die kleine J. vermutlich von dem damaligen Lebensgefährten der Mutter vergewaltigt und stark misshandelt worden. Zur Zeit läuft ein Prozess gegen den Freund der Mutter. Erst nach diesem Vorfall soll das Jugendamt Harburg eine betreute Mutter-Kind Einrichtung für beide organisiert haben.
„Der gesamte Fall muss noch einmal aufgerollt werden. Warum wurde nicht früher gehandelt? Warum sind Mutter und Kind immer noch zusammen? Es wichtig, die Fachmeinung des Jugendamtes dazu zu hören“, so Blömeke.
Der Kinder-und Jugendausschuss beschäftigt sich in einem nichtöffentlichen Teil in seiner Sitzung am 6. Februar mit den Vorfällen.