Karstadt-Boss hält an Stellenabbau fest

Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen verteidigt den geplanten Abbau von 2000 Arbeitsplätzen und dementiert Verkaufsabsichten: Karstadt mache ihm „sehr große Freude“, über einen Verkauf denke er nicht nach.

Spekulationen über Verkaufspläne der Premiumhäuser in Berlin und München, Kadewe und Oberpollinger, nannte der New Yorker Investor „völlig falsch“. Auch für die Sporthäuser gebe es keine Verkaufspläne. „Ich bin dafür bekannt, meine Beteiligungen sehr lange zu halten“, sagte Berggruen im Interview mit den Zeitungen der WAZ-Gruppe.

Die Gewerkschaft ver.di hingegen befürchtet, dass wegen der hohen Zahl von Teilzeitbeschäftigten sogar bis zu 3.000 der insgesamt rund 25.000 Karstadt-Beschäftigten ihre Jobs verlieren könnten. Die Pläne zum Stellenabbau seien „unsozial und völlig inakzeptabel“. Ende August ist bei Karstadt der Sanierungstarifvertrag ausgelaufen.

Neue Marken und anspruchsvollere Sortimente sollen erfolgreich angeboten und verkauft werden, so die Arbeitnehmervertreter: „Doch weniger Service und bessere Umsätze – diese Formel wird nicht aufgehen. Bis heute können in vielen Filialen ganze Abteilungsbereiche zu Randzeiten nicht mehr abgedeckt werden. Eine Verkäuferin oder einen Verkäufer zur Beratung sucht man vergebens. Deshalb ist es völlig schräg zu glauben, mit weniger Service für die Kundinnen und Kunden könnten Umsätze und Ergebnisse verbessert werden.“

Karstadt werde bis zum Jahr 2015 eine Milliarde Euro in die Modernisierung investiert haben, sagt Berggruen: „Glauben Sie mir, Karstadt wird auch in Zukunft über die Mittel verfügen, die das Management zur Umsetzung des Investitionsprogramms benötigt.“ Karstadt bekomme „derzeit die beste Pflege seit 20 Jahren“.

Berggruen verteidigte in dem Interview auch den geplanten Abbau von 2000 Arbeitsstellen, wies aber den Vorwurf zurück, die Belegschaft zu verraten: „Ich bin sicher, dass die Karstadt-Mitarbeiter sich nicht verraten fühlen, im Gegenteil!“ Die Mitarbeiter stünden hinter dem „engagierten Kurs“ von Karstadt-Chef Andrew Jennings, das Unternehmen „grundlegend zu sanieren“, sagte der 51-Jährige.

„Dass Karstadt dafür nun endlich, nach so vielen Jahren des Missmanagements, auch wettbewerbsfähige Strukturen braucht, kann, glaube ich, jeder nachvollziehen. Denn alle Mitarbeiter wissen eines noch ganz genau: 2010 war Karstadt mausetot.“ Spekulationen über eine Ablösung von Karstadt-Chef Jennings nannte Berggruen „völlig falsch, ein bösartiges Gerücht. Ich stehe uneingeschränkt hinter ihm und seiner Strategie“.

Auf die Frage nach dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen sagte Berggruen: „Ich bin überzeugt, alle Beteiligten finden hier den besten, fairsten Weg.“ Über die Umsetzung der Maßnahmen werde Jennings zusammen mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern entscheiden.

Berggruen hat nach wie vor ein Interesse an einer Übernahme von Kaufhof. „Das wäre eine Option, die sehr viel Sinn machen würde. Aber dazu gehören immer zwei, und derzeit gibt es leider keine Anhaltspunkte dafür, dass sich die aktuelle Situation ändern könnte.“

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