Jungforscher als Freiwild

GEWEIH.jpegHeuern und feuern sind für wissenschaftliches Personal an Universitäten schon heute an der Tagesordnung. Senator Dräger reicht dies noch nicht: Er will morgen eine Gesetzesinitiative im Bundesrat einbringen, mit der Jungforscher endgültig zum Freiwild werden sollen.

Mit der Hamburger Gesetzesinitiative zur Ausdehnung befristeter Beschäftigung wissenschaftlichen Personals, die Senator Dräger morgen im Bundesrat vorstellen wird, startet er einen Angriff auf die Rechte der ohnehin schon häufig prekär Beschäftigten im Wissenschaftsbetrieb, kritisiert der DGB Hamburg.

Von „starren Regelungen“ kann keine Rede sein: Bereits heute sind projektbezogene Befristungen möglich und verhindern häufig genug, dass wissenschaftliche Mitarbeiter ihre (berufliche) Zukunft planen und mit regelmäßigem Einkommen rechnen können.

„Die von Senator Dräger geforderte weitere Flexibilität geht einseitig zu Lasten der Beschäftigten. Hinter der wohlklingenden Vokabel „Flexibilität“ verbergen sich im Arbeitsleben meist unsichere Arbeitsverhältnisse“, so Erhard Pumm, Vorsitzender des DGB Hamburg. “ ,Flexible‘ Arbeitnehmer sind überall einsetzbar, haben wechselnde oder überlange Arbeitszeiten, sind nahezu jederzeit kündbar.“

Das Grundproblem im Bereich Wissenschaft sei, dass staatliche Investitionen immer weiter zurückgefahren werden und so die Drittmittelgeber, also privatwirtschaftliche Unternehmen, bei der Finanzierung von Forschung an Bedeutung gewinnen, so Hamburgs DGB-Vorsitzender. Doch gewinnorientierte Geldgeber unterstützen in der Regel keine Grundlagenforschung, sondern finanzieren häufig gezielt wissenschaftliche Projekte, von denen sie sich
konkrete, marktverwertbare Ergebnisse erhoffen. Indem sich der Staat zunehmend aus dieser Finanzierungsverantwortung heraus stiehlt, stelle er damit nach und nach den Grundsatz der Freiheit in Forschung und Lehre auch für seinen eigenen Bereich in Frage.

Erhard Pumm: „Forschung findet also immer interessengeleiteter statt – mit Folgeerscheinungen, die auch an dieser Gesetzesinitiative ablesbar sind: Wer zunehmend auf Sponsoren und Goodwill privater Geldgeber angewiesen ist, versucht ihn mit immer weiter gehenden Zugeständnissen zu ködern – oft auch auf dem Rücken der Beschäftigten.“

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