Integrationsmodell beeindruckt Schulausschuss

photocaseSCHULE.jpegNicht zuletzt das gute PISA-Ergebnis gab den Anstoß: Drei Tage lang sahen sich die 13 Mitglieder des Bürgerschafts-Schulausschusses in Schulen in Thüringen und Sachsen um. Ergebnis: Kopieren lässt sich nichts, wertvolle Anregungen gab es durchaus.

Die schulpolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Christa Goetsch, bezeichnet die Reise als „vollen Erfolg“: „Wir haben aus ganz unterschiedlichen Perspektiven die Schulsysteme in den beiden Ländern kennen gelernt und dabei wertvolle Anregungen für die Schulstruktur-Diskussion in Hamburg erhalten.“

Die differenzierte Betrachtung habe insbesondere gezeigt, dass das sächsische Zwei-Säulen-Modell nicht als Vorbild für Hamburg genommen werden könne. Es sei deutlich geworden, dass in Sachsen die 10-jährigen SchülerInnen nach Klasse 4 zu früh in die falsche Schulsäule geschickt würden. Darum gäbe es weiterhin den Leidensweg der Rückläufer aus den Gymnasien in die zweite Schulsäule. Auch existierten in Sachsen weiterhin Förderschulen und an den Mittelschulen würden zum Teil wieder Hauptschulgruppen eingerichtet.

Auch Wilfried Buss, Sprecher der SPD-Fraktion, hält die hohe Zahl der Förderschüler in Sachsen und Thüringen für „schwierig“. Es sei nicht gelungen, hier besser zu integrieren. Damit sei die Struktur faktisch 3-gliedrig.

In den Gesprächen seien auch widersprüchliche Erfahrungen und Unterschiede der beiden Bundesländer deutlich geworden, sagte Buss. So gebe es in den beiden ostdeutschen Bundesländern eine extrem niedrige Zahl von Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, was sich auf das Abschneiden etwa bei den PISA-Tests sicherlich ausgewirkt habe, sagte Buss

Besonders spannend ist für Goetsch ist der Schulbesuch in der Jena-Plan-Schule in Thüringen gewesen. In dieser Reformschule lernen die Kinder erfolgreich von der ersten bis zu 13. Klasse zusammen. Die hervorragenden Testergebnisse der SchülerInnen zeigen im Landesvergleich den bundesweit beachteten Erfolg dieser Schule für alle.

Goetsch: „Nach jahrzehntelangem ideologischen Bildungsstreit will ich solch erfolgreiche Schulen auch für Hamburg. Damit wir eben diese historische Entwicklung hin zu einer Schule für alle erreichen, wie sie viele unserer europäischen Nachbarn längst vollzogen haben.“

Höhepunkt war auch für Buss der Besuch der Reformschule Jenaplan-Schule. Diese ist im Geiste des auch in Hamburg bekannten Pädagogen Peter Petersen nach der „Wende“ neu gegründet worden und unterrichtet jahrgangsübergreifend von der Vorschule bis zum Abitur. „Besonders die guten Ergebnisse dieser Schule in den zentralen Prüfungen haben manchen im Ausschuss zum Nachdenken über die bisherige Unterrichts- und Schulstruktur gebracht“, sagte Buss.

Skeptisch zeigte sich Buss mit Blick auf die Kriterien zum Wechsel von der Grundschule auf das Gymnasium in Sachsen. Dort sei ein Notendurchschnitt von 2,5 nötig, um auf das Gymasnium wechseln zu können: „Hamburgs Eltern würden diese Hürde sicher nicht akzeptieren.“ Sie sei auch falsch, da bekannt sei, dass Prognosen über den Abschluss bei 9- bzw. 10-jährigen nicht exakt möglich seien. Daher sei es richtig, dass Eltern – wie in Hamburg – hier abschließend die Entscheidung träfen.

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