In Russland schläft man nicht vor Kaufhäusern

Russischen Obdachlosen sieht man die Armut mehr an, sagt der Leiter einer St. Petersburger Obdachloseneinrichtung nach seiner Tour mit dem „Mitternachtsbus“ in Hamburg.

„Ich war erstaunt über die individuelle Betreuung dieser Menschen. Hier in Hamburg steigen die Mitarbeiter sogar aus, um nach schlafenden Menschen unter der Brücke zu sehen“, so Grigory Sverdlin, Leiter der Obdachloseneinrichtung Nachtasyl (Nochlezhka) aus St. Petersburg in Russland.

Bei seinem Besuch in Hamburg fuhr er gestern Nacht mit dem “Mitternachtsbus“, einem Projekt der Diakonie, eine Tour mit. In St. Petersburg haben er und seine 120 ehrenamtlichen Mitarbeiter leider nicht die Möglichkeit auszusteigen und direkt mit den Menschen zu sprechen. Sie haben nur 4 Haltepunkte in der Stadt und dort werden ca. 150 Menschen mit warmen Essen und Kleidung versorgt. Obwohl es viel mehr Obdachlose Menschen in St. Petersburg gibt, sei es nicht möglich, diese täglich mit nur einem Bus an so vielen Stellen zu versorgen.“

Auf die Frage was ihm denn noch an den obdachlosen Menschen aufgefallen war, so meinte Sverdlin, den deutsche Obdachlosen sehe man ihre Armut nicht so an wie den russischen Menschen. Diese würden viel mehr durch ihre kaputte Kleidung und ihre verwahrlosten Haare auffallen.

Auch wunderte es ihn, dass die Menschen in Hamburg keine Angst hätten, nachts auf der Straße zu schlafen, oder vor Kaufhäusern zu liegen. In Russland würde sofort die Polizei kommen und diese Menschen vertreiben. Nachts sieht man in St. Petersburg keine obdachlosen Menschen, da sie sich verdeckte Unterschlüpfe suchen. Auch sind die kälteren Temperaturen ein weiterer Grund dafür, dass die Menschen sich geschütztere Schlafstätten suchen müssen.

Der russische „Mitternachtsbus“ wird zum größten Teil aus Spenden finanziert, die aber bei weitem nicht ausreichen. Geschätzt leben 60.000 Menschen in St. Petersburg auf der Straße.

Für die Zukunft von „Nochlezhka“ wünscht sich Grigory Sverdlin, dass sich die russische Regierung mehr für karikative Organisationen öffnet und es dann noch mehr dieser Projekte in St. Petersburg geben wird.

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