Der Skandal um die HSH Nordbank und die von ehemaligen Chefs geführte Beratungsfirma SAM nimmt immer groteskere Formen an. Jetzt, so die LINKE, werden schon Lebensläufe verfälscht und Verantwortliche von den Internet-Seiten gestrichen.
Durch die Linksfraktion wurde öffentlich gemacht, dass jetzt Ex-Manager der ehemaligen Landesbank Sachsen, die während ihrer Amtszeit die SachsenLB in die Pleite geführt haben, die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein in Sachen HSH Nordbank beraten. Die Beratungsfirma SAM (Sachsen Asset Management) war im Jahr 2007 von mehreren früheren Mitarbeitern der Bank rund um Ex-Kapitalmarktvorstand Wolf-Dieter Ihle gegründet worden.
Seit der Aufdeckung dieser Tatsache sorgte die PR-Maschine dafür, die Sachsen Asset Management SAM im blütenweißen Licht erscheinen zu lassen. Dazu gehörte der Hinweis, dass der SAM-Chef Ihle mit dem Ankauf des toxischen Mülls nichts zu tun haben könne. Auch Bürgermeisterin Goetsch verkündete am Sonntag im Sommerinterview: Der heutige SAM-Chef Wolf Dieter Ihle war zwar Vorstand der SachsenLB, aber erst nach deren Notverkauf ab Ende August 2007. Ihn treffe keine Schuld an Sachsens Landesbank-Debakel.
Dr. Joachim Bischoff, finanzpolitischer Sprecher, widerspricht energisch:
„Angesichts der Vielzahl der täglichen (Skandal-)Meldungen zur HSH Nordbank ist schwierig den Überblick zu behalten. Der Sumpf, in dem die Bank und ihre Protagonisten waten, wird immer tiefer. Das Beziehungsgeflecht der Akteure scheint undurchdringlich, die Handelnden tun alles um Spuren zu verwischen, falsche Fährten zu legen und die Aufklärer bei ihrer Arbeit zu behindern.
Dr. Ihle ist zwar erst 2007 zur Sachsen LB gestoßen, hat aber der SAM-Homepage zufolge die Bankbereiche der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) geleitet, die die Bank maßgeblich in Schieflage gebracht haben mit der Folge, dass die LBBW ebenfalls am Tropf hängt und verzweifelt versucht, unter den Rettungsschirm zu schlüpfen. Aus informierten Bankerkreisen ist zu erfahren, dass Ihle bei der LBBW weggelobt worden sein soll. Zudem hat ausgerechnet die seriöse LBBW laut Handelsblatt seit der vergangenen Woche die Staatsanwaltschaft im Haus, wegen Verdachts der Untreue gegen Manager der LBBW.“
Zu dieser Weißwäscherei gehört auch, dass einer der Hauptakteure dieses Beziehungsgeflechts, Dr. Bernd Thode, von der SAM-Homepage verschwunden ist. Offensichtlich wurden keine Mühen gescheut, um alle Internet-Suchfunktionen zum Zusammenhang Thode und SAM zu löschen. Das hat einen guten Grund, denn über die Karriere des besagten Herr Thode, der 1994 zum Thema „Veräußerung öffentlich-rechtlicher Unternehmen“ promovierte, war dort bis vor kurzem zu lesen:
„Dr. Bernd Thode, Leiter Recht / Compliance / Revision SAM….seine beruflichen Stationen liegen nach seinen Assessorexamen im Jahre 1983 bis 1996….und verschiedene Aufgabenfeldern als Bediensteter der Freien und Hansestadt Hamburg. Ein Aufgabenfeld war seine Funktion als Referatsleiter und Regierungsdirektor in der Grundsatzabteilung der Vermögens- und Beteiligungsverwaltung der Finanzbehörde Hamburg. 1996 wechselte er in die AMC Asset-Management Consulting GmbH in Hamburg.
1997 begann er seinen Dienst im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen als Referatsleiter in der Abteilung Beteiligungen und Vermögen. Dort war er u.a. für öffentlich-rechtliche Kreditinstitute, die Sachsen-Finanzgruppe, die Leipziger Messe und Halbleiterbeteiligungen zuständig. Als Ministerialrat wirkte er u.a. an folgenden Projekten mit: die Verbundlösung mit der Umwandlung des Sachsen Finanzverbands in die Sachsen Finanzgruppe, die Gründung der Halbleiterfabrik AMD Fab 36 KG, der Verkauf der staatlichen Beteiligung an der Infineon SC 300 KG und die Umwandlung der Sachsen LB zur AG sowie die Veräußerung der Sachsen LB an die LBBW.“
Die Ergebnisse von Thodes Arbeit und deren segensreichen Wirkungen für die Ertragslage von SAM sind bekannt und können in den Abschlussberichten der Sächsischen Untersuchungsberichte der parlamentarischen Ausschüsse nachgelesen werden.
Die freihändige Vergabe des Beratungsauftrags in Sachen HSH Nordbank an die SAM durch den schwarz-grünen Senat kann deshalb nur so erklärt werden, dass man entweder diese Protokolle nicht gelesen hat und/oder, dass die SAM bzw. Dr. Thode sich an Hamburg gewandt haben und dabei alte Verbindungen aufleben ließ. Diese Sachverhalte müssen vollständig aufgeklärt werden.
Ein ausführlicherer Text zum Thema findet sich auf der Webseite der Linksfraktion (www.linksfraktion-hamburg.de).