Abiturientenquote und Durchschnittsnote seit Jahren stabil
9.015 Schülerinnen und Schüler schafften 2019 das Abitur –Englisch löst Deutsch als beliebtestes Prüfungsfach ab, Mathematik fällt zurück
Während bundesweit von einer Abiturientenschwemme die Rede ist, bleibt die Abiturientenquote in Hamburg seit Jahren konstant. Eine aktuelle Auswertung der Abiturdaten hat jetzt gezeigt, dass die Anzahl der Abiturienten in diesem Jahr sogar leicht rückläufig ist: Im Schuljahr 2018/19 haben 9.015 Schülerinnen und Schüler an Hamburgs Schulen das Abitur bestanden, das sind 203 weniger als im Vorjahr (9.218). Damit erreichten im Schuljahr 2018/19 insgesamt 57,3 Prozent des ursprünglichen Jahrgangs den höchsten Schulabschluss (Vorjahr 58,1 Prozent). Die meisten davon absolvierten das Abitur an den Gymnasien (5.198, Vorjahr 5.666) und an den Stadtteilschulen (2.622, Vorjahr 2.972). Auch beim Notendurchschnitt zeigt Hamburg Kontinuität: Die Abitur-Durchschnittsnote ist mit 2,42 seit Jahren stabil (Vorjahr 2,41). Ebenfalls stabil sind die Prüfungsfächer der Abiturienten, allerdings gibt es an der Spitze einen Wechsel: Bei den am häufigsten gewählten schriftlichen Prüfungsfächern hat Englisch zum ersten Mal das Fach Deutsch überholt. Die besten Noten in den Kernfächern erzielten Hamburgs Abiturienten in Englisch, schwächer sind die Leistungen in Mathematik.
Bildungssenator Ties Rabe: „Zu diesem Erfolg kann man unseren Schülerinnen und Schülern und unseren Schulen nur gratulieren. Denn die Abiturbedingungen sind durch das Zentralabitur und Prüfungsaufgaben aus anderen Bundesländern keineswegs leichter geworden. Die Abiturnoten zeigen, wo Hamburg im Bundesvergleich steht: Hamburgs Abiturienten zeigen die besten Leistungen in Englisch, befriedigende Leistungen in Deutsch und schwächere Leistungen in Mathematik. Die Abiturauswertung zeigt, dass das Abitur keineswegs immer leichter wird. Der Anteil der Abiturienten eines Jahrgangs und die Durchschnittsnoten in den Abiturzeugnissen sind in Hamburg – anders als in vielen Bundesländern – seit Jahren konstant. Aber aufgrund der zahlreichen zentralen Prüfungsaufgaben, die auch in anderen Bundesländern eingesetzt werden, können wir zugleich feststellen, dass Hamburgs Abiturienten sich im bundesweiten Vergleich nicht verstecken müssen. Im nächsten Jahr sollen die Leistungen in Mathematik besser werden. Es braucht allerdings etwas Zeit, bis die bereits eingeleiteten Verbesserungsmaßnahmen wirken. Außerdem habe ich ausgewählte Mathematik-Lehrkräfte aller Schulformen gebeten, die Prüfungsaufgaben diesmal sorgfältig selbst auszuprobieren. Dazu sollen die Fachlehrerinnen und -lehrer die Mathematik-Prüfungsaufgaben nachrechnen, mit der Stoppuhr im Blick. Erst nach diesem Test werden die Aufgaben zum Abitur zugelassen.“
Die Abiturnote setzt sich zu einem Drittel aus den schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen und zu zwei Dritteln aus den Zensuren (Vornoten) der Oberstufenkurse (Semesterleistung) zusammen. Die Durchschnittsnote des Abiturs ist seit Jahren stabil (2019: 2,42; 2018: 2,41; 2017: 2,43; 2016: 2,44). Knapp fünf Prozent aller Kandidaten fallen bei den Prüfungen durch: 2019 waren es mit 464 Schülern 4,1 Prozent, im Vorjahr mit 378 Schülern 4,1 Prozent, 2017 mit 511 Schülern 5,2 Prozent, 2016 mit 479 Schülern 4,7 Prozent. Konstant geblieben ist auch die Anzahl der Einserkandidatinnen und -kandidaten: Rund ein Viertel (25,3 Prozent) aller Abiturienten, insgesamt 2.238 Schülerinnen und Schüler, haben in ihrem Abiturzeugnis eine 1 vor dem Komma (Durchschnittsnote 1,0 bis 1,9). 140 Abiturientinnen und Abiturienten davon haben die Traumnote 1,0 geschafft (2018: 153; 2017: 146).
Schriftliche Abiturprüfung: Englisch überholt Deutsch als beliebtestes Prüfungsfach
Die sieben am häufigsten gewählten schriftlichen Prüfungsfächer sind seit Jahren die Fächer Deutsch, Englisch, Mathe, Biologie, Politik/Gesellschaft/Wirtschaft (PGW), Geschichte und Geografie. In den Kernfächern fanden im Schuljahr 2018/19 die meisten Prüfungen in Englisch statt (5.967 Prüfungen), gefolgt von Deutsch (5.801). Mathematik verliert als Prüfungsfach an Boden: Während Mathe in den Jahren 2015, 2016 und 2017 noch das drittbeliebteste Prüfungsfach war, wird das Fach allmählich von immer weniger Schülern als Prüfungsfach gewählt. Bereits im Vorjahr rutschte Mathematik auf Platz 4 der Beliebtheitsskala (2.613 Prüfungen) und bleibt auch in diesem Jahr mit 2.416 Prüfungen an vierter Stelle. Aktuell steht an dritter Stelle das Fach Biologie mit 2.706 Prüfungen. Bei den andern Fächern absolvierten Hamburgs Schülerinnen und Schüler besonders häufig Prüfungen in Politik/Gesellschaft/Wirtschaft (2.251), Geografie (1.734) und Geschichte (1.550).
In den Kernfächern erzielten die Schülerinnen und Schüler in den Abiturprüfungen die besten Leistungen in Englisch (Notendurchschnitt schriftlich 2,74; mündlich 2,27), gefolgt von Deutsch (schriftlich 3,07; mündlich 2,67) und Mathematik (schriftlich 3,55; mündlich 2,93). Die besten durchschnittlichen Noten im Schuljahr 2018/19 wurden ganz klar in den Fremdsprachen erzielt. Bei den schriftlichen Prüfungen in den Sprachen Farsi (1,1), Chinesisch (1,1) und Russisch (1,6), bei den mündlichen Prüfungen in Französisch (1,4) und Spanisch (1,7). Ebenfalls sehr gut abgeschnitten haben die Abiturienten im mündlichen Prüfungsfach Musik mit der Durchschnittsnote 1,4. Die schwächsten Durchschnittsnoten wurden in den schriftlichen Prüfungsfächern BWL (3,7), Mathematik mit Computer-Algebra-System CAS (3,8) und Ingenieurswissenschaften (3,6) erzielt, in den mündlichen Prüfungen in den Fächern Mathematik (2,9), Chemie (3,1) und Pädagogik (2,8).
Mündliche Abiturprüfung: Zehn Prozent weniger Präsentationsprüfungen – Mathe am beliebtesten
Die meisten Schülerinnen und Schüler bevorzugen nach wie vor das Format der mündlichen Präsentationsprüfung (71,5 Prozent) gegenüber der klassischen mündlichen Prüfung (28,5 Prozent). Allerdings geht der Trend in Richtung klassischer mündlicher Prüfung: Seit 2016 ist der Anteil der Präsentationsprüfungen Jahr für Jahr um insgesamt mehr als zehn Prozent gefallen (2016: 82,1 Prozent; 2019: 71,5 Prozent). In der Präsentationsprüfung müssen die Schüler einen grafikgestützten Vortrag über ein nicht im Unterricht behandeltes Thema halten und anschließend Fragen der Prüfungskommission beantworten. Auf die Noten hat das Format kaum Einfluss, in beiden Prüfungsformaten werden nahezu die gleichen Noten erzielt (2,64 Notendurchschnitt Präsentationsprüfung, 2,73 Notendurchschnitt herkömmliche Prüfung). Es lässt sich auch nicht die These bestätigen, dass leistungsschwächere Schüler das eine oder andere Format bevorzugen. Kandidaten, die die Präsentationsprüfungen (Vornote: 2,54) wählten, hatten durchschnittlich die gleiche Vornote wie jene, die die herkömmliche Prüfung wählten (Vornote: 2,57).
Die Auswahl der mündlichen Prüfungsfächer ist in den letzten Jahren relativ gleich geblieben. Mathematik ist mit Abstand das am häufigsten gewählte mündliche Prüfungsfach. Die zunehmende Häufigkeit der mündlichen Mathe-Prüfungen ist die Kehrseite der abnehmenden schriftlichen Mathe-Prüfungen. Bei der Präsentationsprüfung wählen 1.696 Schülerinnen und Schüler (18,3 Prozent) Mathematik, gefolgt von Biologie (14,4 Prozent). Geografie (6,8 Prozent) und Deutsch (6,0 Prozent) wählen schließlich nur noch wenige Schüler. Bei der klassischen mündlichen Prüfung fällt die Wahl noch deutlicher aus: 1.350 Schülerinnen und Schüler entscheiden sich hier für Mathe (14,5 Prozent), an zweiter Stelle kommt Biologie mit nur noch 317 Schülern (3,4 Prozent). Für Deutsch entscheiden sich 213 Schüler (2,3 Prozent), dann kommen die Fächer Englisch (1,6 Prozent) und Geschichte, Geografie und Religion mit jeweils rund einem Prozent.
Zusammenhang zwischen Prüfungsergebnis und Vornote
Wie in den Vorjahren waren Hamburgs Schülerinnen und Schüler auch diesmal in der kontinuierlichen Kursarbeit (durchschnittliche Vornote aus Semesterleistung 2,49), und in den mündlichen Prüfungen (Notendurchschnitt Abitur 2,67) durchgängig besser als in der schriftlichen Darstellung (Notendurchschnitt Abitur 2,94). Solche Unterschiede sind einerseits zu erwarten, weil die verschiedenen Unterrichts- und Prüfungsformate unterschiedliche Anforderungen stellen und Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Stärken und Schwächen aufweisen. Die Abweichungen können aber auch auf unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe in bestimmten Fächern und Schulen hinweisen. Das gilt besonders stark für das Fach Mathematik (Semesterleistung: 2,38; schriftliche Prüfung: 3,55). Besonders geringe Unterschiede weist dagegen das Fach Englisch auf (Semesterleistung: 2,50; schriftliche Prüfung: 2,74).
So liegen die Abstände zwischen der Vornote aus der Semesterleistung und der schriftlichen Abiturprüfung je nach Schulfach und Schulform bei durchschnittlich rund 0,46 Noten Unterschied. Besonders gering sind die Abstände in Englisch mit einer Abweichung von 0,24 Noten, besonders hoch in Mathematik (Abweichung 1,17 Noten). Grundsätzlich besteht zwischen den Prüfungsergebnissen und der Semesterleistung dennoch ein großer Zusammenhang. Schülerinnen und Schüler, die in der kontinuierlichen Kursarbeit während eines Schuljahres (Semesters) bessere Leistungen zeigen, erzielen auch in den schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen bessere Ergebnisse. Dieser Zusammenhang zeigt sich sowohl insgesamt als auch innerhalb der Schulformen. Die Stärke der Zusammenhänge unterscheidet sich kaum zwischen Gymnasien und Stadtteilschulen.
Durchschnittlichen Abiturnoten nach Schulform
Erwartungsgemäß fallen die Abiturnoten an den Stadtteilschulen schwächer aus als an den Gymnasien. Denn die Mehrzahl der Stadtteilschülerinnen und -schüler hat keine Gymnasialempfehlung und muss deshalb deutlich stärkere Lernfortschritte erzielen, um den Sprung in die Oberstufe und zum Abitur zu schaffen. Die durchschnittlichen Abiturnoten liegen am Gymnasium bei 2,34 (2,40 Vornote, 2,81 schriftliche Abiturprüfung, 2,55 mündliche Abiturprüfung), an der Stadtteilschule bei 2,57 (2,65 Vornote, 3,17 schriftliche Abiturprüfung, 2,86 mündliche Abiturprüfung).
Besonders gute Abiturprüfungen in den Kernfächern erzielten die Schülerinnen und Schüler an den Schulen Helene Lange Gymnasium in Harvestehude (Durchschnittsnote der drei Kernfächer: 2,34), Gymnasium Eppendorf (2,47), Hansa Gymnasium in Bergedorf (2,49), Gymnasium Hochrad in Othmarschen (2,54), Gymnasium Rissen (2,56) sowie an der Max-Brauer-Schule in Bahrenfeld (2,55).
Senator Rabe: „Beim Blick auf Durchschnittsnoten darf nicht vergessen werden, dass die Schülerinnen und Schüler ganz unterschiedliche Startbedingungen hatten. Oft sind die Leistungen an der Stadtteilschule deshalb sehr hoch einzuschätzen, auch wenn die Noten sich nicht an der Spitze befinden. Genauere Betrachtungen zeigen zudem, dass die Abiturnoten weniger von der Schulform, sondern viel stärker von der sozialen Lage des Elternhauses beeinflusst werden. “