Die GAL will Hamburg zum Zentrum des energieeffizienten Bauens in Deutschland machen. Damit sollen zukunftsfähige Arbeitsplätze in Hamburg geschaffen und gleichzeitig der Klimaschutz verbessert werden. Beim derzeitigen Sanierungstempo dauert es allerdings 100 Jahre, bis Hamburgs Wohnungen energetisch auf der Höhe sind.
Hamburg soll Energiespar-Zentrum werden. Einen entsprechenden Antrag hat der stadtentwicklungspolitische Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion Claudius Lieven heute im „Parkhaus“ am Hafenrand in St. Pauli vorgestellt, einem optimal wärmegedämmten Passivhaus, das ohne klassische Heizung auskommt.
Nach den Vorstellungen der GAL soll die Planungs- und Förderpolitik der Stadt die nachträgliche Wärmedämmung von bereits bestehenden Bauten erheblich beschleunigen und bei den Neubauten den Anteil von Passiv- und Niedrigenergie-Häusern steigern. Auch die großen Stadtentwicklungs- und „Leuchtturmprojekte“ wie Elbphilharmonie und Hafencity sollen auf nachhaltige und Ressourcen schonende Architektur ausgerichtet werden. An der neuen Bauuniversität soll dies einen Schwerpunkt von Forschung und Lehre bilden.
Bis 2020 will die Bundesregierung die Energieproduktivität in Deutschland gegenüber 1990 verdoppeln. Dabei ist die Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich eine der Hauptaufgaben. Jedes Jahr sollen deshalb fünf Prozent aller vor 1978 errichteten Wohngebäude energetisch saniert werden.
In Hamburg werden rund 6.300 Wohnungen jährlich energetisch saniert. Es sind jedoch ca. 70 Prozent des Bestandes von 866.000 Wohnungen sanierungsbedürftig, also rund 600.000 Wohnungen. Beim gegenwärtigen Tempo dauert die energetische Sanierung fast ein Jahrhundert.
„Die Sanierungsrate in Hamburg muss auf jährlich 30.000 Wohnungen versechsfacht werden, um die Vorgaben des Bundes zu erreichen“, sagt Lieven. Das Tempo wird wesentlich mitbestimmt durch die von Rot-Grün gegründete Initiative „Arbeit und Klimaschutz“, deren Ausstattung aber in den vergangenen Jahren mit dem Interesse der Sanierungswilligen kaum Schritt hält. Informationen über die Fördermaßnahmen aus Hamburg gibt es hier.
Noch wird rund ein Drittel der in Deutschland eingesetzten Energie zum Heizen verbraucht. Altbauten verbrauchen oft mehr als 250 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, Niedrigenergiehäuser 70, Passivhäuser nur 15. Mit geeignetem Wärmeschutz, der Verbesserung der Winddichtigkeit und dem Einsatz kontrollierter Lüftungssysteme kann der Energiebedarf von Altbauten auch auf Niedrigenergiehaus- oder Passivhaus-Niveau reduziert werden. Selbst bei konstanten Preisen sind so pro Haushalt Einsparungen von zehn Euro pro Quadratmeter jährlich möglich, das sind bei einer 100 Quadratmeter Wohnung 1.000 Euro im Jahr.
Investitionen in die Energieeffizienz von Häusern nutzen den Bewohnerinnen und Bewohnern, sie nutzen dem Klima und sie sichern und schaffen Arbeitsplätze. Laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) löst das laufende CO2-Gebäudesanierungsprogramm jährlich 3,6 Milliarden Euro Investitionen aus. Die KfW beziffert den Beschäftigungseffekt auf ca. 70.000 Arbeitsplätze, bereits jetzt werden in Hamburg nach Angaben des Senates rund 2.900 Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert. Davon profitieren vor allem die lokale Bauwirtschaft und das Handwerk. „Durch eine Intensivierung der Sanierung könnten in Hamburg über 10.000 Arbeitsplätze geschaffen werden“, so Lieven.