Hamburg bald ohne Kunststudenten?

Das passt hinten und vorne nicht zusammen: Einerseits gibt Senator Dräger Millionen für Gutachten aus, weil er nicht weiß, wie er Talente nach Hamburg locken soll, andererseits wird jetzt die Hälfte der Hamburger Kunststudenten exmatrikuliert – weil sie insgesamt eine Viertelmillioen Studiengebühren nicht zahlen wollen.

Die hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Barbara Brüning, befürchtet durch die geplante Exmatrikulation der Hälfte der Studierenden an der Hochschule für bildende Künste (HfbK) einen Exodus künstlerischer Talente aus Hamburg. „Da andere große Kunsthochschulen wie Düsseldorf, Berlin oder Leipzig gebührenfrei sind, werden sich die Besten jetzt dort bewerben, wo sie ohne finanzielle Belastungen studieren können.“

Die Hochschulpolitikerin zeigte Verständnis für die Haltung des Präsidenten der Hochschule, Martin Köttering, der laut Rechtslage diejenigen Studierenden exmatrikulieren muss, welche die Studiengebühren nicht zahlen. „Ich finde, es ist ein versöhnliches Angebot des Präsidenten, die Tür bis zum 30. September 2007 für diejenigen offen zu lassen, die sich ihren Schritt des Gebührenboykotts noch einmal überlegen wollen“, so Brüning. „Wissenschaftssenator Dräger gibt auf der einen Seite über eine Million Euro für Gutachten aus, um Talente nach Hamburg zu holen. Auf der anderen Seite wird eine renommierte Kunsthochschule auf einen Schlag einen Großteil ihrer Talente los.“

Die SPD-Hochschulpolitikerin hatte Senator Dräger im Wissenschaftsausschuss mehrmals aufgefordert, selbst den Dialog mit den Studierenden zu suchen. „Dies hält der Senator jedoch offenbar nicht für nötig“, sagte Brüning. Sie erneuerte die Forderung der SPD, die Studiengebühren an der HfbK und an den anderen Hochschulen zurückzunehmen. „Die Gebühren haben bisher viele Ausnahmen, viel Bürokratie und wenig Effizienz gebracht. Sie schrecken viele junge Menschen vom Studium ab, die ähnlich wie die Studierenden an der HfbK Angst haben, ihr Berufsleben später mit einem Schuldenberg zu beginnen.“ Es müsse zumindest eine Sonderregelung für die HfbK geben, damit sie weiterhin im Wettbewerb mit anderen großen Kunsthochschulen bestehen könne.

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