Damit Digitalisierung Chance wird, nicht Bedrohung: Mitbestimmung ausbauen, Tarifbindung stärken, Recht auf Weiterbildung einführen, Qualifizierung fördern. Dafür setzen sich Gewerkschaften und SPD gemeinsam ein. – Wolfgang Rose nimmt Studienergebnisse von ver.di Hamburg auf
Die Gewerkschaft ver.di hat gestern eine von ihr in Auftrag gegebene Studie zur Digitalisierung der Arbeit im Hamburger Dienstleistungssektor vorgestellt. Dafür gebührt ihr Dank, denn so haben wir eine gute Grundlage, um die Digitalisierung in Hamburg im Interesse der Beschäftigten als „Gute Arbeit“ gestalten zu können.
Nicht hilfreich sind dabei die verkürzten Panikmeldungen mancher Medien, nach denen zigtausende Jobs in Hamburg bedroht seien. Ja, die Digitalisierung wird manche bisherige Jobs zum Teil oder ganz ersetzen können, aber sie kann auch dafür genutzt werden, neue qualifizierte Jobs, ja sogar ganz neue Produkte, Tätigkeiten und Branchen zu schaffen.
Genauso wichtig wie die Zahl der wegfallenden oder neu entstehenden Jobs ist die zukünftige Qualität der Arbeit für die Beschäftigten: Wird ihre Arbeit verantwortlicher, vielfältiger und interessanter, oder wird sie monotoner und kontrollierter, etwa wenn Entscheidungen von Programmen und Algorithmen getroffen werden, die bisher im Ermessensspielraum der Mitarbeiter lagen? Es sind keineswegs technische Sachzwänge, die dies einfach vorgeben, sondern es ist eine Frage der betrieblichen, tariflichen und politischen Gestaltung, wie die Digitale Arbeit der Zukunft konkret aussehen wird.
Ver.di-Chef Berthold Bose hat völlig Recht, wenn er daher zwei Dinge in den Fokus rückt: Mehr Mitbestimmung für die Betriebs- und Personalräte bei der betrieblichen Ausgestaltung , und eine Stärkung der Tarifbindung der Betriebe, damit die Gewerkschaften wichtige Fragen per Tarifvertrag klären können. Deshalb sind dies auch zentrale Ziele der SPD für eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung nach der Bundestagswahl im September.
In Hamburg hat der Senat mit seiner „Strategie digitale Stadt“ bereits seit mehreren Jahren eine Reihe von Ansätzen entwickelt, um die Potentiale der Digitalisierung für neue Jobs aktiv zu nutzen, zu entwickeln und auch im Sinne Guter Digitaler Arbeit zu gestalten. Federführend war und ist dabei Hamburgs neuer Kultursenator Carsten Brosda.