Die Hamburger Bildungsreform kommt voran: Im Schuljahr 2013/14 haben voraussichtlich 200 der 204 Grundschulen Ganztagsangebote.
48 Grundschulen und Grundschulabteilungen an Stadtteilschulen sind zum Schuljahr 2012/13 mit einem neuen Ganztagsangebot gestartet, 75 weitere haben beantragt, zum Schuljahr 2013/14 zu folgen. Schulsenator Ties Rabe (SPD): „Der Ausbau der Ganztagsangebote hat großen Schwung bekommen. In den Schulkonferenzen fast aller Grundschulen haben sich Lehrer- und Elternvertreter sehr klar für die neuen Ganztagsangebote entschieden. Voraussichtlich werden im Schuljahr 2013/14 bereits 200 aller 204 Hamburger Grundschulen und Grundschulabteilungen an Stadtteilschulen ein Ganztagsangebot haben. Nachdem in den letzten rund 20 Jahren rund 50 Grundschulen zu Ganztagsschulen entwickelt wurden, folgen jetzt in nur drei Jahren rund 150 Grundschulen. Das ist ein beeindruckendes Signal. Eltern, Schulleitungen sowie Lehrerinnen und Lehrern wollen Ganztagsangebote und sind bereit, gemeinsam mit der Behörde die vielen anstehenden Herausforderungen bei der Konzeption der neuen Schulangebote zügig zu bewältigen.“
Schon im laufenden Schuljahr 2012/2013 bieten 125 der 204 Grundschulen und Grundschulabteilungen ein Ganztagsangebot. 60 Grundschulen gestalten zurzeit das Ganztagsangebot zusammen mit einem Träger als Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen „GBS“, 65 Grundschulen gestalten das Ganztagsangebot zurzeit allein durch die Schule als Ganztagsschule nach Rahmenkonzept „GTS“. Von den 75 zum Schuljahr 2013/14 startenden Grundschulen wollen 64 Schulen ein GBS-Angebot und 11 Schulen ein GTS-Angebot organisieren. Ties Rabe: „Nach Abschluss des Landesrahmenvertrages mit den Trägern der bisherigen Horte und dem Erfolg vieler Modell- und Pilotschulen genießt das GBS-Modell in Zusammenarbeit von Schule und Hort-Träger hohe Akzeptanz. Schule und Hort passen hervorragend zusammen.“
Die Teilnahme an allen GBS-Ganztagsangeboten ist freiwillig (offenes Angebot), demgegenüber gibt es die rein schulisch organisierten GTS-Ganztagsschulen in offener, teilgebundener und gebundener (verpflichtender) Form. Das Angebot ist von 13 bis 16 Uhr kostenlos. Darüber hinaus werden an den meisten Ganztagsschulen gegen geringe Gebühren auch in den Randzeiten von 6/7 bis 8 Uhr und von 16 bis 18 Uhr sowie in den Ferienzeiten Betreuungsangebote angeboten. Die Gebühren sowie die Preise für das Mittagessen werden erstmals sozial nach Einkommen gestaffelt, um auch Kindern aus sozial schwächeren Familien die Teilnahme zu ermöglichen. Anders als in den bisherigen Horten stehen die künftigen Ganztagsschulen nicht nur Kindern berufstätiger Eltern, sondern allen Kindern offen.
17.383 Schülerinnen und Schüler besuchen zurzeit eine GBS-Grundschule. 9.770 von ihnen nehmen am kostenlosen Nachmittagsangebot von 13 bis 16 Uhr teil. Das entspricht einer hohen Beteiligungsquote von 56 Prozent. Je nach Standort schwankt die Teilnahmequote zwischen 18 und 92 Prozent. 15 Prozent der Kinder nehmen die Betreuung in den Randzeiten von 7 bis 8 Uhr, von 16 bis 17 Uhr und von 17 bis 18 Uhr in Anspruch, die zum Teil angebotene Frühzeit von 6 bis 7 Uhr wird kaum genutzt. Mit 35 Prozent Anmeldequote ist demgegenüber die Beteiligung in den Ferien deutlich höher. Insgesamt decken sich die Anmeldequoten mit den von der Schulbehörde kalkulierten Zahlen, so dass nach heutigem Stand das Budget auskömmlich ist. Die Schulbehörde stellt in diesem Jahr etwas über 50 Millionen Euro für die ganztägige Betreuung an Schulen (GBS) zur Verfügung. In den nächsten Jahren sollen für GBS insgesamt rund 124 Millionen Euro pro Jahr aufgewendet werden.
Eine große Herausforderung bleibt der zügige Ausbau von Schulküchen und Schulkantinen für das Mittagessen. Bis zum Schuljahr 2012 hatten 64 von 125 Grundschulen oder Grundschulabteilungen mit Ganztagsangebot eine eigene fertige Schulkantine. Bis zum Sommer 2013 sollen weitere 45 Kantinen fertiggestellt werden, 31 folgen in der zweiten Jahreshälfte 2013. 23 Kantinen werden nach heutiger Planung 2014 fertiggestellt. In Schulen ohne Kantinen werden Provisorien genutzt, beispielsweise werden die Pausenhalle oder die Aula zur Mensa umfunktioniert, bis die reguläre Kantine fertiggestellt ist. Wenn die Schulkonferenz zustimmt, kann in Ausnahmefällen das Mittagessen auch für eine Übergangszeit im Klassenraum eingenommen werden.
Schulsenator Ties Rabe: „56 Prozent Teilnahme an den GBS-Betreuungsangeboten schon in der Anfangsphase ist eine außerordentlich hohe Beteiligung. Diese Zahlen zeigen deutlich, wie wichtig für Eltern eine ganztägige Betreuung ihrer Kinder ist. Die Zahlen zeigen zugleich, dass das neue Angebot bei Kindern und Eltern bereits in der schwierigen Anfangsphase gut ankommt. Wir gehen offensichtlich den richtigen Weg, denn das Angebot findet eine hohe Akzeptanz in der Elternschaft.“
Eine im Februar veröffentlichte Studie zu den GBS-Pilotschulen hatte gezeigt, was sich Eltern von zusätzlichen Ganztagsangeboten versprechen. Demnach wünschen sich viele Eltern, dass Beruf und Familie besser verbunden werden können, dass ihre Kinder zusammen mit ihren Spielkameraden unbeschwert spielen können, sinnvolle Freizeitangebote bekommen und in der Bildung und bei den Hausaufgaben zusätzliche Unterstützung bekommen. Gerade Eltern mit Migrationshintergrund hoffen zudem, dass ihr Kind in Ganztagsschulen noch besser Deutsch lernt.
Schulsenator Ties Rabe: „In Deutschlands und Hamburgs Schulen galt die Halbtagsschule jahrzehntelang als Regelfall, die Ganztagsschule war die Ausnahme. Der jetzt Ausbau der Ganztagsangebote ist deshalb eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Schulgebäude, Schultraditionen, die schulische Organisation und Arbeitsabläufe müssen neu gestaltet werden. Zudem müssen die vielfältigen Kultur- und Freizeitangebote in den Stadtteilen in den schulischen Ganztag integriert werden. Wir wollen die Ganztagsschule nicht gegen, sondern mit dem Stadtteil zusammen entwickeln. Diese neuen Aufgaben werden viel Engagement, Geduld und Kraft brauchen. Aber die Entwicklung zeigt, dass Eltern und Kinder den neuen Ganztagsangeboten aufgeschlossen und freundlich gegenüberstehen und sich sehr klar einen Ausbau wünschen. Der Senat wird diese Wünsche sehr ernst nehmen und das größte Ganztagsprogramm der Hamburger Schulgeschichte in dieser Legislaturperiode erfolgreich voranbringen.“