Griechische Azubis nicht für Billiglohn

Hotels und Gaststätten im Norden wollen Azubis aus Griechenland. Der Vorsitzende des DGB Nord fordert Gute Arbeit statt Billiglohn!

Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Schleswig-Holstein will gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit sein Fachkräfteproblem auf den Ferieninseln der Süd-Ägäis lösen: Laut Medienberichten sollen griechische Bewerber nach einem Deutsch-Kurs an Dehoga-Mitgliedsbetriebe zwischen Nord- und Ostsee vermittelt werden. Der „Ausbildungsreport 2012“ des DGB für Schleswig-Holstein hatte zuletzt gravierende Qualitätsmängel in den Hotels, Gaststätten und Restaurants des Landes offenbart.

Uwe Polkaehn, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord (DGB Nord), erklärt dazu:

„Die Probleme sind hausgemacht. In Hotels und Gaststätten herrschen vielfach unzumutbare Arbeitsbedingungen mit Löhnen, von denen man kaum leben kann. Minderjährige Auszubildende werden hier sogar gesetzeswidrig zu Überstunden verdonnert. Die Chance, sechs Jahre nach Berufsabschluss vollwertig in Hotels und Gastronomie beschäftigt zu sein, liegt nur bei etwa 45 Prozent. Arbeitgeber sollten jetzt nicht versuchen, ihre Billiglohn-Strategie auf dem Rücken der leidgeprüften Griechen fortzusetzen, die das deutsche Tarifrecht und soziale Schutzrechte womöglich noch nicht kennen. Der Dehoga sollte endlich ein echte Qualitätsoffensive in seinen Betrieben herbeiführen und Gute Arbeit zur Regel machen. Für ausländische Auszubildende und Arbeitnehmer müssen Beratungsangebote, grenzüberschreitende Sozialversicherungssysteme, tarifliche und gesetzliche Schutzrechte und der gesetzliche Mindestlohn her, um sie vor Willkürmaßnahmen zu schützen.“

Der „Ausbildungsreport 2012“ des DGB für Schleswig-Holstein hatte zuletzt gravierende Qualitätsmängel in den Hotels, Gaststätten und Restaurants des Landes offenbart. Demnach werden im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen die Auszubildenden dort schlechter bezahlt, obwohl die Arbeitshetze im Hotel- und Gastgewerbe besonders groß ist. So erhalten 38 Prozent der Azubis gar keinen Ausgleich für geleistete Überstunden (Bundesschnitt für alle anderen Branchen: 16 Prozent). Zwei Drittel leisten regelmäßig Überstunden, in anderen Branchen ist es nur ein Drittel. 52 Prozent der minderjährigen Azubis leisten regelmäßig mehr als 40 Wochenstunden – das Jugendarbeitsschutzgesetz erlaubt aber nur maximal 40 Stunden pro Woche. Die Chance, sechs Jahre nach Berufsabschluss vollwertig in Hotels und Gastronomie beschäftigt zu sein, liegt nur bei etwa 45 Prozent; rund 20 Prozent sind arbeitslos, 34 Prozent prekär beschäftigt.

Der Ausbildungsreport der DGB Jugend Nord im Internet:

http://nord.dgb.de/presse/++co++b5bc506e-354c-11e2-a47e-00188b4dc422/

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