Greenpeace will Siesta fuer die Tiefsee

Seit dem Morgen hängen zwei Greenpeace-Aktivisten in einem Grundschleppnetz auf dem Gelände der spanischen Botschaft in Berlin. Das Banner am Netz trägt die Aufschrift „Spanien:
Tiefsee-Zerstoerer!“

Die Umweltschützer protestieren gegen die Blockadehaltung Spaniens bei den UN-Verhandlungen fuer ein Sofortverbot der Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See. Das vorläufige Ende der zerstörerischen Fischerei mit riesigen Netzen ist gerade Thema auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) in New York.

„Die Tiefsee ist eines der aeltesten und facettenreichsten Oekosysteme dieses Planeten“, sagt Iris Menn, Meeresbiologin bei Greenpeace in Hamburg. „Angesichts des Ausmasses der Zerstoerung, die durch diese Art der Fischerei dort angerichtet wird, ist es mir unbegreiflich, wie Spanien bei der Ablehnung bleiben kann. Und wir reden von 64 Prozent unserer Ozeane,
ueber deren Schutz oder Vernichtung in New York verhandelt wird. Die Tiefsee braucht dringend eine Siesta. “

So genannte Grundschleppnetze sind bis zu 200 Meter lang. Sie werden durch tonnenschwere Scherrbretter offen gehalten und mit Eisenkugeln von einem halben Meter Durchmesser an der Vorderseite bestueckt. Damit durchpfluegen sie den Meeresboden, nicht das kleinste Lebewesen kann ihnen entkommen. Weltweit wird jedes Jahr ein Gebiet dreissig mal groesser als Spanien auf diese Art und Weise komplett vernichtet. Es gleicht der Abholzung eines Urwaldes. Spanien ist eines von elf Laendern, die eine Flotte von
Grundschleppnetz-Fischern unterhalten.

Waehrend andere EU-Staaten wie Frankreich, Deutschland, Grossbritannien, Schweden, Oesterreich, Belgien, die Niederlande, Daenemark und Ungarn auf ein Moratorium fuer die Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See zusteuern, hat sich Spanien offenbar geschworen, das Abkommen zu vereiteln.

Doch auch die pazifischen Inselstaaten, Neuseeland, Australien, Norwegen, die USA, Indien, Brasilien und Suedafrika haben sich fuer ein befristetes Verbot ausgesprochen. Die Hohe See, der Meeresbereich jenseits der 200 Seemeilen vor den Kuesten und ausserhalb der Wirtschaftszonen der Laender, ist Allgemeingut. Fuer 75 Prozent der Hohen See gibt es bisher keinerlei Regeln.

„Wir reden ueber ein zeitweilig befristetes Verbot“, sagt Menn. „Dieses Verbot soll der Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See solange Einhalt gebieten, bis die Wissenschaft die sensiblen und wertvollen Gebiete identifiziert hat. Und die Fischerei soll so lange gestoppt werden, bis die Regierungen Regelungen zu Schutz und Nutzung erarbeitet haben. Nur ein
effektives Fischereimanagement sichert auch langfristig die Arbeitsplaetze in der Fischerei.“

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