Kurzvortrag und Diskussion
Do 02. April 2009, 19:00 |
Veranstalter: Gemeinnützige Körber-Stiftung
Nicht erst seit dem Brandbrief überlasteter Lehrer der Berliner Rütli-Schule hat die Hauptschule ein schlechtes Image. Bereits seit Jahren vertrauen immer weniger Eltern dieser umstrittenen Schulform, Bildungsexperten fordern ihre Abschaffung und erste Bundesländer führen Haupt- und Realschulen zusammen. Was aber denken die Hauptschüler selbst über ihre Reputation? Und welche Folgen hat diese Wahrnehmung für ihren Werdegang? Mit diesen Fragen untersucht Michel Knigge in seiner Dissertation an der Freien Universität Berlin die Identität und das Leistungsverhalten von Lernenden verschiedener Schulformen. In Knigges Befragungen geben Hauptschüler wesentlich häufiger als Gymnasiasten an, andere Menschen hielten sie für faul und leistungsschwach.
Es gelingt ihm, den Zusammenhang dieser negativen Identität mit der niedrigen schulischen Motivation aufzuzeigen. »Der Stempel, Mitglied einer ‚Restschule’ zu sein, erschüttert das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit«, so Knigge. Die Folge: »Die Schüler neigen dazu, Situationen zu vermeiden, in denen Leistung gefordert ist – hierzu zählen auch Bewerbungsgespräche.« Knigge kann erstmals die unterschiedliche Lernmotivation von Schülern verschiedener Schulformen psychologisch erklären.
Für seine Forschungsarbeit kam er im vergangenen Jahr in die engere Wahl für den Deutschen Studienpreis. Seine Thesen und die Übertragbarkeit seiner Untersuchungsergebnisse auf andere Bundesländer diskutiert er mit Harald Fischer von der Hamburger Schulbehörde, der Schriftstellerin Mirijam Günter und Helmut Krück vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Es moderiert der Journalist Manuel J. Hartung (ZEIT Campus).
Gäste
Michel Knigge, Mirijam Günter, Harald Fischer
Ort: KörberForum – Kehrwieder 12, 20457 Hamburg
Details und Anmeldung unter
http://www.koerber-stiftung.de/koerberforum/programm/details/termin/frustriert-die-hauptschule.html