Der frühe Vogel fängt den Wurm, mag sich der CDU-Abgeordnete Finck gedacht haben: Seine Pressekonferenz über den „Workshop“ zum Thema Veddel hält er schon morgen ab, bevor die Experten am Sonnabend zusammenkommen. Dort will er auch gleich verkünden, was er und der Senat schon alles für die Veddel erreicht haben. Eine Parlamentsdebatte über seine Große Anfrage zum gleichen Thema indes hat die CDU gerade abgesagt – das Ergebnis schien zu mager.
Der Mann hat es wirklich nicht leicht: Wegen des sensationellen Wahlergebnisses der CDU bei der letzten Wahl unverhofft in die Bürgerschaft gerutscht, findet Finck sich ausgerechnet in der Region wieder, in der die SPD ihr hamburgweit bestes Ergebnis erzielte – auf der Veddel.
Heimisch war er dort eigentlich nie. Sein Abgeordnetenbüro zum Beispiel, ursprünglich auf der Veddel vorgesehen, siedelte er nördlich der Elbbrücken im oberen Stockwerk eines Bürohauses in Rothenburgsort an. Inzwischen ist es weiter nach Norden gewandert – das Berliner Tor ist bereits passiert.
Mit einiger Verwunderung registrierten die Veddeler, wie hartnäckig Finck ihre Ideen ignorierte und wie überraschend er neue aus dem Hut zauberte. Unvergessen sein Vorstoß, am Ufer der Norderelbe, direkt zwischen den vielbefahrenen Elbbrücken und an einem der schmutzigsten Elbufer Hamburgs, einen Badestrand einzurichten. „Copa Cabana“ nannte ihn ein Journalist, und seither ist das „Wolkenfinckenheim“ ein geflügeltes Wort auf der Veddel.
Als er jüngst seine Große Anfrage zum Thema „Was wir für die Veddel erreicht haben“ in der CDU-Fraktion vorstellte, schwante etlichen seiner Kollegen schon Böses. Zu platt waren die Fragen, zu vorhersehbar die Antworten, zu schlecht das zu erwartende Ergebnis – ein gefundenes Fressen für die Opposition. Und richtig: Kaum war die Antwort da, fragte Fincks örtliche SPD-Kontrahentin mit Kleinen Anfragen nach und deckte auf, dass sich auf der Veddel so gut wie nichts verändert hat. Jedenfalls nicht zum Guten.
+ Zwar wurde auf der Veddel subventionierter Wohnraum für Studierende eingerichtet, der reißend Absatz findet – aber die Fluktuation ist hoch, viele bleiben nicht einmal ein Semester.
+ Zwar wurden im Rahmen der Sanierungsprogramme der städtischen GWG auch auf der Veddel Wohnungen saniert – aber zugleich stiegen die Mieten so, dass viele (vorwiegend deutsche) Altmieter den Stadtteil verließen.
+ Zwar nahm der Anteil der ausländischen Bevölkerung prozentual geringfügig ab (was Finck offenbar für einen Vorteil hält), doch gibt es bei der absoluten Zahl kaum Veränderungen. Ob überhaupt jemand weggezogen ist oder ob die Veränderung nur darauf beruht, dass z.B. neu geborene Kinder automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen, wenn sich die Eltern mehr als acht Jahre rechtmäßig hier aufhalten, konnte der Senat nicht beantworten.
+ Zwar gibt es – wie in anderen Stadtteilen auch – einen Modellversuch, Kindern mit Migrationshintergrund bereits in der Kita Deutsch zu lehren, aber gleichzeitig wurde die Sprachförderung an der Veddeler Schule auf ein Drittel zusammengekürzt.
+ Zwar gibt es ein paar neue Läden auf der Veddel, aber gleichzeitig stieg sowohl die Zahl der Arbeitslosen als auch die der Sozialhilfeempfänger.
Ein peinliches Ergebnis, sollte man meinen. Aber nicht peinlich genug: Finck will es morgen bei seinem Vor-Pressegespräch „verkaufen“. Und da er das ja ganz ungestört von Bürgern und Opposition tut, muss man wohl damit rechnen, dass die Zeitungen Sonnabend mit donnerndem Applaus berichten werden.