Die Zahl der beschäftigten Frauen ist gestiegen, gleichzeitig ist die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden von Frauen gesunken. DDer Grund für diesen scheinbaren Widerspruch liegt im rasanten Anstieg der Teilzeit- und Minijobs, vor allem in den Branchen und Berufen, in denen überwiegend Frauen arbeiten. Immer mehr Frauen müssen daher auch mit Altersarmut rechnen.
Der DGB Nord fordert daher anlässlich des Internationalen Frauentages eine eigenständige Existenzsicherung statt Niedriglohn und Minijobs:
Die norddeutschen Bundesländer sollen die eigenständige Existenzsicherung von Frauen ins Zentrum ihrer Politik stellen: Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund Nord (DGB Nord) eine Offensive von Bund und Ländern, um die Verarmung von Frauen zu verhindern. „Es ist an der Zeit, gleichstellungspolitisch aufzuholen, denn bei der Geschlechtergerechtigkeit hinkt Deutschland gegenüber anderen europäischen Ländern hinterher: Die Entgeltdifferenz zwischen Männern und Frauen ist hierzulande mit 22 Prozent besonders groß. Und die Erwerbstätigkeit von Frauen ist zwar gestiegen, aber all zu oft geprägt durch unfreiwillige Teilzeit und geringfügige Beschäftigung, vor allem in Minijobs“, so Lisanne Straka, beim DGB Nord zuständig für Frauenpolitik und Gleichstellung.
Rund 260.000 Minijobs gibt es in Schleswig-Holstein, 165.000 in Hamburg, 90.000 in Mecklenburg-Vorpommern: 60 Prozent der Minijobber im Norden sind Frauen. Der Durchschnitt der Verdienste liegt nur bei etwa 260 Euro (West) bzw. 200 Euro (Ost). Inzwischen bestehen mehr als sieben Millionen Arbeitsverhältnisse im Bundesgebiet, in denen die Beschäftigten nicht mehr als 450 Euro verdienen – das betrifft damit etwa 20 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. 68 Prozent der Minijobber verdienen weniger als 8,50 Euro die Stunde – mehr als ein Drittel kommt nicht über einen Stundenlohn von 4,99 Euro hinaus.
Eine Ursache für die großen Unterschiede in der Teilhabe von Männern und Frauen am Arbeitsmarkt sind die Minijobs. Sie scheinen attraktiv, weil hier bis zu 450 Euro im Monat verdient werden darf – frei von Steuern und Sozialabgaben. „Aber die Minijobs haben sich als berufliche Sackgasse für Frauen erweisen: Wer einmal in den Minijob einsteigt, läuft nicht nur Gefahr, als sogenannte „Aushilfe“ verbriefter Arbeitnehmer-Rechte beraubt zu werden. Meist finden die betroffenen Frauen auch nicht den Weg zurück in reguläre Beschäftigungsverhältnisse. 76 Prozent der Frauen haben seit ihrem ersten Minijob keinen sozialversicherungspflichtigen Job ausgeübt“, so Straka.
Das Reformkonzept des DGB sieht vor, dass die Arbeitgeber vom ersten Euro an bis zu einem Monatseinkommen von 100 Euro den vollen Sozialversicherungsbeitrag übernehmen. Danach sollte in einer Gleitzone der Arbeitnehmeranteil ansteigen, bis bei einem Gehalt von 800 Euro die paritätische Beitragsfinanzierung erreicht ist. Flankierend ist u. a. der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro einzuführen.
Frauen, die in die Minijob-Falle geraten sind, verfügen weder über ein existenzsicherndes Einkommen, noch haben sie Aussicht auf eine auskömmliche Rente. Sie brauchen dringend eigene Perspektiven, um auch langfristig auf eigenen Beinen stehen zu können.
Straka: „Angesichts des sinkenden Renteniveaus und der steigenden Zahl von Frauen, die mit ihrem Einkommen ihre Familie ernähren, ist die Chance auf eine eigenständige Existenzsicherung für Frauen heute unverzichtbar. Bund und Länder sind daher aufgerufen dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen – damit Frauen über alle Lebensphasen hinweg für ihre soziale Absicherung sorgen können. Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt ist das frauenpolitische Thema des Jahres 2013. Deswegen: Heute für morgen Zeichen setzen!“