Die vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer in Hamburg haben im Oktober 2010 durchschnittlich knapp 2000 Euro ausbezahlt bekommen – aber die Frauen verdienen immer noch 20 Prozent weniger als die Männer. Und jeder siebte Beschäftigte arbeitet hier für einen Niedriglohn.
Die Beschäftigten in Hamburg haben im Oktober 2010 durchschnittlich
2.986 Euro brutto verdient, so das Statistikamt heute. Nach den gesetzlichen Abzügen von Lohnsteuer und Beiträgen zur Sozialversicherung wurden davon 1 967 Euro ausgezahlt, das sind 65,9 Prozent des Bruttoverdienstes. Gegenüber 2006 stieg damit der Anteil des Nettoverdienstes am Bruttolohn leicht um 1,4 Prozentpunkte, so
das Statistikamt Nord anlässlich einer umfangreichen Auswertung der Verdienststrukturerhebung 2010.
Der Auswertung der Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerverdienste in
Hamburg sind darüber hinaus viele weitere interessante Fakten zu entnehmen:
Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienten im Durchschnitt gut 20 Prozent
weniger als Männer. Der Verdienstabstand war beim Netto größer als
beim Brutto. Er betrug bei den Nettoverdiensten 23 Prozent und bei den
Bruttoverdiensten 21 Prozent. Vollzeitbeschäftigte Männer verdienten
im Durchschnitt monatlich 2 621 Euro (64,6 Prozent des Bruttoverdienstes),
vollzeitbeschäftigte Frauen hingegen 2 024 Euro netto
(63 Prozent des Bruttoverdienstes).
Die Niedriglohngrenze, unterhalb derer nach einer international verwendeten
Definition alle Verdienste als Niedriglöhne gelten, lag 2010 in
Deutschland bei einem Bruttostundenverdienst von 10,36 Euro. Gemessen
an diesem Schwellenwert arbeiteten 14,4 Prozent der Beschäftigten
in der Hansestadt für einen Niedriglohn. 2006 lag dieser
Anteil mit 15,3 Prozent noch leicht darüber.
Die definierte Verdienstuntergrenze zur Abgrenzung der Gruppe der
Besserverdienenden lag 2010 in Deutschland bei einem Stundenverdienst
von 23,31 Euro. Gemessen an dieser Grenze zählten 28,1 Prozent
der Beschäftigten in Hamburg zu den Besserverdienenden. 2006
waren es 26,4 Prozent der Beschäftigten.
Der Verdienst steigt mit der Dauer der Unternehmenszugehörigkeit. Die
Einstiegsgehälter der vollzeitbeschäftigten Männer lagen um 26 Prozent
unter den Durchschnittsverdiensten der Arbeitnehmer insgesamt.
Bei den Arbeitnehmerinnen war dieser Verdienstunterschied mit
18 Prozent etwas geringer.
Mit dem Alter steigt der Verdienst bei Frauen allerdings weniger stark
als bei Männern. Ein vollzeitbeschäftigter Mann im Alter von 45 bis
50 Jahren verdiente im Schnitt knapp 60 Prozent mehr als ein 20 Jahre
jüngerer Kollege. Bei den Frauen war der entsprechende Verdienstunterschied
nur halb so groß. Eine Ursache: Männer steigen nach
längerer Tätigkeit öfter in Spitzenpositionen mit hohen Verdiensten auf,
Frauen erreichen diese Positionen seltener.
Beschäftigte ohne Berufsbildung verdienen deutlich weniger als der
Durchschnitt aller Beschäftigten. Sie erhielten nur 58 Prozent des
durchschnittlichen Monatsverdienstes. Zudem konnten sie von den seit
2006 eingetretenen Lohnsteigerungen nur wenig profitieren.
Die komplette Auswertung der Verdienststrukturen in Hamburg steht im
Internet zum Download zur Verfügung. Für die Verdienststrukturerhebung
2010 wurden in Hamburg und Schleswig-Holstein die Daten von 175 000
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern für den Berichtsmonat Oktober 2010
und für das Jahr 2010 ausgewertet. Die Ergebnisse beziehen sich auf Beschäftigte in Betrieben mit mindestens zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
Hamburgs DGB-Vorsitzender Uwe Grund: „Das sind erschreckende Zahlen in der reichen Metropole Hamburg: Jeder siebte Beschäftigte arbeitet hier für einen Niedriglohn von brutto unter 10,36 Euro in der Stunde. Wir brauchen faire Löhne, von denen sich vernünftig leben lässt und keine Arbeitnehmer, die ihre Gewinne auf Kosten ihrer Angestellten maximieren. Es ist beschämend, dass das Billiglohnprinzip gnadenlos ausgenutzt wird und so etwas in dieser Stadt und in diesem Land möglich ist. Wir brauchen eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt.
Gleichzeitig brauchen wir Maßnahmen gegen die Lohndiskriminierung von Frauen, die rund ein Fünftel weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Die Entgeltgleichheit muss her! Wir brauchen aber auch einen besseren Zugang für Frauen zu Spitzenpositionen und Quotenregelungen, damit auch sie von höheren Löhnen profitieren können.
Die Zahlen des Statistikamtes zeigen außerdem auf: Arbeitnehmer ohne Berufsbildung verdienen deutlich weniger als der Durchschnitt aller Beschäftigten. Solche krassen Lohnunterschiede sind nicht hinnehmbar. Der Weg zu faireren Löhnen führt aber nur über Bildung. Hier sind deutliche politische Anstrengungen gefordert.“