Die SPD mag ihrem Landesvorsitzenden viel vorwerfen – aber unflexibel ist er nicht. Nachdem er sich wochenlang als „Seiteneinsteiger“ feiern ließ, nahm er dies bei der Kandidatenvorstellung in Hamburg-Nord zurück und behauptete, dies hätten stets nur andere über ihn gesagt. Das geht jedoch an der Wahrheit vorbei. Beweise?
Dr. Mathias Petersen verkörpert einen seltenen Politikertyp. Während viele Mandats- und Amtsträger in den Parteien oft schon recht früh Politik und Beruf verbinden, gehört er zu den wenigen „Seiteneinsteigern.“ Der in Hamburg geborene Mathias Petersen ist Allgemeinmediziner mit einer Hausarztpraxis im Stadtteil Altona.
Quelle: www.mathias-petersen.de
Was viele Ehrenamtliche schon lange „auf die Palme“ brachte, sprach Senator a.D. Jan Ehlers in HH-Nord aus: Es zeugt von Missachtung der vielen Arbeit, die diese Genossinnen und Genossen in die Partei stecken, und es schürt die Politikverdrossenheit. Im Saal wurde applaudiert, Mathias Petersen vollzog eine Rolle rückwärts: Er selbst habe so etwas nie gesagt. Und, als ihm seine eigene Internetseite vorgehalten wurde: So genau wisse er nicht, was darauf stehe, das schrieben andere für ihn. Er jedenfalls sei mit Leib und Seele Vollblutpolitiker.
Eine feine Verdrehung, wie sich jetzt herausstellt. hh-heute.de liegt nämlich die ursprüngliche Version von Petersens Beitrag für die heute bei den SPD-Mitgliedern eingehende Hamburg-Beilage des „Vorwärts“, „Hamburger Kurs“, vor – hier als PDF. Dort heißt es (im oberen Beitrag) wörtlich: „Jeder weiß: Ich bin ein Quereinsteiger in die Politik und für einige habe ich immer noch zu wenig ‚Stallgeruch‘.“ Unterschrift: Mathias Petersen.
Was jetzt an die Mitglieder verschickt wurde, liest sich freilich anders – von Quereinsteiger ist nicht mehr die Rede [PDF]. Nach dem „Outing“ in Nord änderte der Vorsitzende seine Werbebotschaft. Eben: Sehr flexibel, der Mann.
Es ist doch wieder typisch für Petersen: Heute erzählt er dieses, morgen jenes! Da ist er mit seiner eigenen Biografie offenbar genauso flexibel wie bei Studiengebühren, die er gestern ablehnt und heute – als „Abgaben“ getarnt – wieder einführen will.
Scheinbar ist ihm ja vollkommen egal, was er erzählt, solange er nur gewählt wird. Das ist ja nicht mal mehr der Populismus, der ihm immer vorgeworfen wird, das sind schlichte Lügen.