Sollte die feste Fehmarnbelt-Querung kommen, muss das Projekt S 4 folgen“, fordern die beiden Sprecher der S 4-Initiative Ole Thorben Buschhüter und Jörg Sievers zur aktuellen Diskussion um den Bau einer Eisenbahn- und Straßenbrücke zwischen den Inseln Fehmarn und Lolland.
Denn mit dem Bau der Brücke wird es nicht getan sein: Allein auf deutscher Seite müssten
Berichten zufolge 840 Mio. Euro in den Ausbau der Hinterlandverbindungen investiert werden. Hierzu gehört auch die zweigleisige Strecke Hamburg – Lübeck, die – trotz Elektrifizierung – einer weiter steigenden Verkehrszunahme nicht gewachsen wäre. Der Bau zusätzlicher Gleise wäre zwangsläufig.
Dies sehen offenbar auch die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und des Königreiches Dänemark so: In einer Vereinbarung (hier zum Download als PDF)“ über die Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung der Eisenbahnverbindungen im Korridor Hamburg-Öresund, die vor vier Jahren von den Verkehrsstaatssekretären der beiden Länder paraphiert wurde, heißt es für den Fall, dass entschieden wird, die feste Querung über den Fehmarnbelt zu errichten: Es ist geplant, die Strecke Hamburg-Wandsbek – Ahrensburg viergleisig und die anschließende Strecke Ahrensburg – Bad Oldesloe dreigleisig auszubauen. „Aus unserer Sicht kann dies nur bedeuten, dass das Projekt S 4 dann realisiert werden muss“, meinen Buschhüter und Sievers.
Das Projekt S 4 wurde vor fünf Jahren von der S-Bahn Hamburg GmbH vorgestellt. Eine Machbarkeitsstudie hatte ergeben: 210 Mio. Euro würde eine 17,3 km lange, größtenteils zweigleisige S-Bahn-Strecke von Hasselbrook nach Ahrensburg mit acht statt bislang vier Haltestellen kosten. Zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe soll die S-Bahn mit
Zweisystem-Triebwagen auf der elektrifizierten Fernbahnstrecke weiterfahren. Prognostiziert werden Fahrgastzuwächse von wenigstens 50 Prozent. „Ein wirklich attraktives Nahverkehrsangebot wird es nur mit einer solchen S-Bahn auf eigenen Gleisen geben. Denn erst dann wäre ein 10- bzw. 20-Minuten-Takt zwischen Ahrensburg und Hamburg überhaupt möglich“, so Buschhüter und Sievers, deren S 4-Initiative sich seither für die Realisierung des Projekts einsetzt.
Ärgerlich sei, so die S 4-Initiative, dass beim derzeit im Rahmen der Elektrifizierung erfolgenden Neubau der Tremsbütteler Weg-Brücke in Bargteheide ein dreigleisiger Ausbau der Strecke nicht berücksichtigt wird. „Die Brücke wird so gebaut, dass nach wie vor nur zwei Gleise darunter passen“, meinen Buschhüter und Sievers und ergänzen: „Wenn jedoch die feste Fehmarnbelt-Querung kommt und damit der dreigleisige Ausbau des Streckenabschnitts Ahrensburg – Bad Oldesloe, müsste die Brücke wieder abgerissen und neu gebaut werden.“
Im Planfeststellungsverfahren hatte die S 4-Initiative deshalb Einwendung erhoben, diese wurde jedoch zurückgewiesen. Dies könnte sich nun als Fehler erweisen: Denn auch wenn die Fehmarnbelt-Querung nicht kommt, droht noch mehr Verkehr auf der Strecke Hamburg – Lübeck. Der Bundesverkehrswegeplan sieht vor, dann stattdessen die Strecke Neumünster – Bad Oldesloe auszubauen und zu elektrifizieren, um den Verkehr aus Skandinavien aufzunehmen.
„Es ist kaum vorstellbar, dass nicht auch dann der Abschnitt Ahrensburg – Bad Oldesloe dreigleisig ausgebaut werden müsste“, meinen Buschhüter und Sievers. Die Tage der im Bau befindlichen Brücke in Bargteheide könnten also schon gezählt sein, ehe sie eröffnet wurde.