„Fakten-Check“ Werkverträge ist online

Die Aushöhlung des Normalarbeitsverhältnisses schreitet auch im Norden voran, immer mehr Arbeitgeber missbrauchen Werkverträge. Fast jeder Dritte unter 35 Jahren ist bereits atypisch beschäftigt – das bedeutet: in Leiharbeit, befristet oder mit einem Minijob.

Für Arbeitnehmer unter 25 ist die Lage noch prekärer, hier gelten 46 Prozent als atyptisch beschäftigt, ergab eine aktuelle Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). „Trotzdem schießen CSU und Arbeitgeberverbände aus allen Rohren gegen den Gesetzentwurf zur Regelung von Leiharbeit und Werkverträgen. Befristungen, Knebelverträge, Minilöhne und Arbeitshetze gehören aber nicht in eine moderne Arbeitswelt. Es darf nicht sein, dass Beschäftigte unterschiedlich bezahlt werden, obwohl sie beide die gleiche Arbeit erledigen. Wir wollen keine Angestellten zweiter Klasse und erwarten, dass die Bundesregierung den Kampf gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse fortführt. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ist dabei nur ein Anfang, nötig ist etwa mehr Mitbestimmung der Betriebsräte. Gerade im Norden hätten viele etwas davon, denn hier kommen die Löhne nur sehr langsam aus dem Keller. Die Arbeitgeber verdrehen die Tatsachen. Eine neue Ordnung der Arbeit wird gebraucht“, sagt Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord. Der DGB hat jetzt auch im Internet einen Fakten-Check zu den Werkverträgen geschaltet.

Widerlegt wird dort etwa das Arbeitgeber-Argument, Werkverträge seien eine „Randerscheinung“, die den Aufwand der gesetzlichen Regelung durch ein „Bürokratiemonster“ nicht lohne. Fakt ist, dass eine Betriebsrätebefragung der IG Metall ergeben hat, dass in mehr als zwei Dritteln aller Betriebe ihrer Branchen (69%) Arbeiten über Werkverträge fremdvergeben werden. Eine ähnliche Befragung der IG BCE hat in einen Anteil von 68% der Betriebe ergeben, die „Fremdbeschäftigte“ einsetzen. Und eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung hat für das produzierende Gewerbe und den Einzelhandel bei Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten gezeigt, dass fast jedes zweite dieser Unternehmen (44%) Werkverträge einsetzt.

Eine weitere gern ins Feld geführte Behauptung stellt fest, Werkverträge habe es „schon immer“ gegeben. Das ist zwar grundsätzlich richtig, geht aber am Kern der Kritik weit vorbei: Der DGB kritisiert gar nicht Werkverträge an sich, sondern deren rasante Ausbreitung, die mit wachsendem Missbrauch für Lohn-Dumping und schlechtere Arbeitsbedingungen einhergeht. Dieser Missbrauch ist das Neue an am althergebrachten Modell von Werkverträgen, und er floriert in nie gekanntem Ausmaß. Auch eine repräsentative Befragung im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung hat gezeigt: Im produzierenden Gewerbe und im Einzelhandel erledigt fast jeder fünfte Werkvertragsbeschäftigte (19%) exakt dieselben Tätigkeiten wie Beschäftigte der Stammbelegschaft. Und ein weiteres Viertel (24%) der Werkvertragsbeschäftigten übt „weitgehend identische“ Tätigkeiten aus. Für mindestens 43 Prozent der Werkvertragsbeschäftigten in diesen Branchen gilt also: Sie erfüllen das Kerngeschäft – und keine Spezial-Dienstleistungen.

» zum Fakten-Check des DGB

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